Das Weltforum für soziale Sicherheit (WSSF) fand letzte Woche in Brüssel, Belgien, statt. Für die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) und ihre Mitglieder war es hinsichtlich Teilnehmerzahl, den Möglichkeiten für Networking, Austausch und Lernen sowie Sichtbarkeit das größte Weltforum, das je stattgefunden hat.
Das fünfte Weltforum für soziale Sicherheit versammelte vom 14. bis 18. Oktober in Brüssel, Belgien 1.300 Führungskräfte und Experten der sozialen Sicherheit von fast 400 Organisationen aus über 150 Ländern. Rund 200 Referenten, Podiumsteilnehmer und Moderatoren trugen dazu bei, dass das Weltforum eine höchst erfolgreiche Veranstaltung mit Plenarsitzungen und Diskussionsrunden zu wichtigen Trends, mit Parallelsitzungen zur Vertiefung konkreter Herausforderungen und Ansätze sowie mit kleineren Gruppen für den gegenseitigen Austausch und die Präsentation innovativer Lösungen wurde.
„Wir sind stolz darauf, das beste Weltforum für soziale Sicherheit unserer Geschichte organisiert zu haben, und wir danken den öffentlichen Einrichtungen für soziale Sicherheit Belgiens, dass sie diese wichtige globale Veranstaltung ausgerichtet haben“, sagte IVSS-Generalsekretär Marcelo Abi Ramia Caetano zum Abschluss und fuhr fort: „Wir werden auf dieser kraftvollen Erfahrung und dem in Brüssel gewonnenen Wissen aufbauen, um die Unterstützung, die die IVSS ihren Mitgliedsinstitutionen zukommen lässt, weiter auszubauen.“
Wichtigste globale Trends und Lösungsansätze
Am Montag, dem 14. Oktober, publizierte die IVSS einen richtungsweisenden Bericht mit dem Titel 10 globale Herausforderungen für die soziale Sicherheit – Entwicklungen und innovative Lösungen 2019, der die Grundlage für viele Gespräche während der Woche bilden sollte. Die Ausweitung der Deckung auf schwer zu erreichende Bevölkerungsgruppen, die Bewältigung des Bevölkerungswandels, der Ausbau von Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege und der technologische und digitale Wandel waren die wichtigsten Themen, die die Woche prägten. Ebenfalls veröffentlicht wurde ein neuer Bericht der IVSS über Soziale Sicherheit für das digitale Zeitalter, der sich mit den Herausforderungen und mehr noch mit den Chancen der Digitalisierung befasst, und zwar genauer damit, wie sie die soziale Sicherheit verbessern, modernisieren und stärken kann. Begleitend dazu erschien eine Sondernummer der International Social Security Review über die digitale Wirtschaft.
Am Freitag, dem 18. Oktober, kulminierten die Gespräche am Weltgipfel der sozialen Sicherheit in einem stark besetzten Podium, an dem Minister und Regierungsvertreter aus Algerien, Belgien, China, Jamaica, Litauen, Malaysia, und der Russischen Föderation sowie hochrangige Vertreter der Europäischen Kommission, der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO), der Vereinten Nationen und der Weltbank teilnahmen. Am WSSF fand auch eine Sondersitzung über die langjährige Partnerschaft zwischen der IVSS und der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) statt, mit der das hundertjährige Bestehen der IAO gefeiert wurde. Die beiden Organisationen arbeiten eng zusammen, um bis im Jahr 2030 einen universellen Sozialschutz im Rahmen der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen.
Neue Leitlinien der IVSS und die Innovationszone
Die IVSS hat am WSSF eine vollständig neue Sammlung von Leitlinien über Fehler, Hinterziehung und Betrug in Systemen der sozialen Sicherheit lanciert. Dies ist ein wichtiges Thema für Institutionen der sozialen Sicherheit, da auch kleine Fälle von Fehlern, Hinterziehung oder Betrug das öffentliche Vertrauen untergraben können. Die neue Leitliniensammlung beschreibt einen integrierten und ganzheitlichen Ansatz, mit dem das unzureichend koordinierte Vorgehen ersetzt werden soll, mit dem Fehler, Hinterziehung und Betrug oft bekämpft werden. Außerdem stellte die IVSS überarbeitete und aktualisiere Leitliniensammlungen in acht weiteren Bereichen der Verwaltung der sozialen Sicherheit vor. Die Leitlinien der IVSS bilden die Grundlage des IVSS-Exzellenzzentrums, das auch Gute Praxis, eine Akademie und ein Anerkennungsprogramm umfasst.
Das Weltforum für soziale Sicherheit war eine hervorragende Gelegenheit, weitere neue und konkrete Wege zur Bewältigung von Herausforderungen und zur Verbesserung der Dienstleistungsqualität in der sozialen Sicherheit zu präsentieren. In der IVSS-Innovationszone stellten Institutionen der sozialen Sicherheit und Partnerunternehmen über 30 innovative Lösungen für die Praxis vor. In einer der beliebtesten Sitzungen lieferte die malaysische Anstalt für soziale Sicherheit eine Demonstration eines Exoskeletts. Ein Exoskelett ist ein tragbares Gerät, mit dem die körperliche Leistungsfähigkeit wiederhergestellt, gestützt und erhöht werden kann.
Preis für außerordentliche Leistungen
An der Abschlussfeier des WSSF am Freitag, dem 18. Oktober, wurde der IVSS-Preis für außergewöhnliche Leistungen in der sozialen Sicherheit an Ruanda verliehen. Die ruandischen Behörden haben nach dem Bürgerkrieg Anfang der 1990 er Jahre und dem Genozid große Anstrengungen unternommen, um das Land wieder zu vereinen und alle Bürgerinnen und Bürgern gesellschaftlich einzubinden und ihnen einen Sozialschutz anzubieten. Durch einen innovativen Ansatz auf Gemeindeebene ist es Ruanda gelungen, innerhalb von nur zwei Jahrzehnten eine fast universelle Krankenversicherungsdeckung zu erreichen.