Fehler, Hinterziehung und Betrug sind eine wachsende Sorge vieler Institutionen der sozialen Sicherheit auf der ganzen Welt. Die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) hat am Weltforum für soziale Sicherheit eine neue Leitliniensammlung lanciert, in denen ein integrierter Ansatz zur Bewältigung dieser Themen vorgeschlagen wird. Außerdem hat die IVSS acht ihrer bestehenden Leitliniensammlungen über die Verwaltung der sozialen Sicherheit überarbeitet.
Die soziale Sicherheit ist abhängig vom Vertrauen in das System und in die einzelnen Träger. Da Fehler, Hinterziehung und Betrug dieses Vertrauen aushöhlen, müssen sich alle Institutionen der sozialen Sicherheit mit dem Thema befassen. Sogar kleine Fälle können höchst politisch werden, da sie als Hinweis auf größere Probleme interpretiert werden könnten. In einer Ära zunehmender Transparenz und gestiegener öffentlicher Erwartungen haben die Institutionen der sozialen Sicherheit nach Wegen gesucht, wie sie ihre Strategien in diesem Bereich verbessern können.
„Wir nehmen diese Thematik sehr ernst“, sagte Marcelo Abi-Ramia Caetano, Generalsekretär der IVSS. „Ausgehend vom Wissen und von den Erfahrungen unserer Mitglieder hat die IVSS deshalb neue Leitlinien entwickelt, um den globalen Kampf gegen Fehler, Hinterziehung und Betrug in Systemen der sozialen Sicherheit voranzubringen.“
Ein integrierter Ansatz
Da Fehler, Hinterziehung und Betrug für Institutionen der sozialen Sicherheit nicht neu sind, hat die IVSS gemeinsam mit ihren Mitgliedern weltweit die wirksamsten Wege bestimmt, wie diesen begegnet werden kann, entweder indem ihr Auftreten verhindert oder indem gegen bereits bestehende Formen vorgegangen wird. Eine zentrale Beobachtung lautet, dass diese Fragen bisher nicht koordiniert angegangen wurden. Jeder Zweig der sozialen Sicherheit und jeder Leiter eines Leistungs¬systems handelte getrennt und ging dabei oft nicht sehr systematisch vor.
In den neuen Leitlinien der IVSS wird für die Bekämpfung von Fehlern, Hinterziehung und Betrug nun ein integrierter und ganzheitlicher Ansatz vorgeschlagen. Verschiedene Funktionen und Abteilungen einer Institution der sozialen Sicherheit und auch verschiedene Institutionen sollten systematisch zusammenarbeiten, um Fehlern und betrügerischem Verhalten sowohl von Institutionen als auch von Leistungsempfängern vorzubeugen, um sie aufzudecken und um sie zu bekämpfen.
Ein großer Schritt nach vorn
Die Leitlinien der IVSS über Fehler, Hinterziehung und Betrug in Systemen der sozialen Sicherheit sind ein wichtiger Schritt hin zu einem umfassenden Menu von Leitlinien, das alle zentralen Bereiche der Verwaltung der sozialen Sicherheit abdeckt. Die Lancierung dieser Leitliniensammlung wurde durch eine detaillierte Überarbeitung von acht der zwölf bereits bestehenden Leitliniensammlungen der IVSS ergänzt, und zwar derjenigen über Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen, Informations- und Kommunikationstechnologie, Anlage von Vermögenswerten der sozialen Sicherheit, arbeitsplatzbezogene Prävention, Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit, Dienstleistungsqualität, Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz und Good Governance.
Eine wichtige Neuerung in den überarbeiteten Leitliniensammlungen ist die Berücksichtigung der Standpunkts der verschiedenen Zweige in zweigübergreifenden Leitlinien wie etwa den Leitlinien über Good Governance, Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) und Dienstleistungs-qualität. Die Leitlinien über IKT enthalten nun besondere Kapitel über elektronische Gesundheitsleistungen und über Geschäftsprozesse, in denen verschiedene Zweige berücksichtigt sind.