Geschlechterungleichheiten bei der Wahrnehmung des Sozialschutzes: Einblicke aus der OECD-Umfrage „Risks that Matter“
Aufgrund ihres geringeren Verbleibens im Arbeitsmarkt sowie ihres niedrigeren Einkommens verspüren Frauen systematisch eine höhere finanzielle Unsicherheit als Männer in allen Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Ähnliche Geschlechterungleichheiten treten bei der Wahrnehmung von Sozialschutzsystemen auf: Hier vertrauen Frauen viel weniger als Männer ihrer Fähigkeit hinsichtlich des Zugangs zu Leistungen und Dienstleistungen sowie des Erhalts angemessener Einkommensunterstützung, sofern sie diese benötigen, sowohl im erwerbsfähigen als auch im hohen Alter. Die Ergebnisse der länderübergreifenden OECD-Umfrage „Risks that Matter“ (Risiken, die wichtig sind – RTM) belegen, dass in allen Ländern durchschnittlich etwa die Hälfte der Frauen das Gefühl hat, im Bedarfsfall keinen leichten Zugang zu öffentlichen Leistungen zu bekommen, im Gegensatz zu 43 Prozent der Männer. Diese wahrgenommene Nichtzugänglichkeit ist wahrscheinlich ein Spiegelbild der Geschlechterungleichheiten bei den wahrgenommenen „Kosten durch Ärger“, die mit den Anträgen zu Sozialprogrammen und der Übernahme des Verwaltungsaufwands im Haushalt verbunden sind, sowie auch der niedrigeren Sozialversicherungsbeiträge von Frauen. Dieser Artikel beleuchtet die Geschlechterungleichheiten im Entwurf von Sozialprogrammen und zeigt Möglichkeiten für Regierungen auf, um bei der Verbesserung des Zugangs und der Angemessenheit des Sozialschutzes die Geschlechterfrage besser zu berücksichtigen.