Symposium „Kulturelle Vielfalt bei der Arbeit: Sichere und gesunde Integration von Fachkräften“

Symposium „Kulturelle Vielfalt bei der Arbeit: Sichere und gesunde Integration von Fachkräften“

Vom 27. bis 29. Mai 2024 fand in Dresden, Deutschland, und online das Symposium Kulturelle Vielfalt bei der Arbeit: Sichere und gesunde Integration von Fachkräften statt, veranstaltet von den Sektionen der IVSS für den Arbeitsschutz im Gesundheitswesen und für Prävention im Transportwesen. Die vielen Fachbeiträge aus unterschiedlichen Ländern und Branchen haben klar vor Augen geführt, dass die sichere und gesunde Integration von Arbeitskräften aus anderen Ländern eine vielschichtige Aufgabe ist, die eine Anstrengung von allen Beteiligten – von der Fachkraft selbst über den Arbeitgeber bis hin zur Gesellschaft – erfordert. Die gewonnenen Erkenntnisse und praktischen Beispiele boten wertvolle Impulse für eine erfolgreiche Integration und ein besseres Verständnis kultureller Vielfalt am Arbeitsplatz.

Das Symposium beleuchtete die sichere und gesunde Integration von dringend benötigten Arbeitskräften aus anderen Ländern. Dabei wurde ein Blick über den Tellerrand, etwa auf Lösungen aus anderen Ländern wie Malaysia und auf unterschiedliche Branchen wie den Transport-, Pflege- und Agrarbereich geworfen. Eine zentrale Erkenntnis war, dass die sichere und gesunde Integration mehr erfordert als nur die Vermittlung von Arbeitsschutzvorschriften.

Besonders eindrucksvoll waren die Gesprächsrunden mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern, wie u.a. Botswana, Mexiko, den Philippinen oder Serbien, die selbst unmittelbar von der Thematik betroffen sind. Dabei kamen außer international tätigen Arbeitsvermittlern und Arbeitsschutzbeauftragten insbesondere auch einige zugewanderte Fachkräfte zu Wort.

Aus Sicht der zugewanderten Arbeitskräfte war die Auswanderung nach Deutschland nur eine von mehreren Möglichkeiten. Da Deutschland aber nicht selten als wettertechnisch und menschlich kalt, bürokratisch und ausländerfeindlich wahrgenommen wird, gilt es nicht immer als die attraktivste Option. Zudem haben Fachkräfte im Rahmen ihres Umzugs oft mehr als nur ihre Aufgaben am neuen Arbeitsplatz zu bewältigen. Gleichzeitig haben sie dabei mit Gefühlen des Verlusts – sei es von Familie, vertrauter Umgebung, bekannten Lebensmitteln, sozialem Status oder einfach nur besseren Wetters – zu kämpfen. Häufig steht nicht das bessere Gehalt im Vordergrund, sondern der Wunsch nach einem besseren Leben für sich selbst und die Familie, einem sicheren Wohnort und Entfaltungsmöglichkeiten. Diese Perspektive der zugewanderten Fachkräfte kennenzulernen, war für viele Gäste des Symposiums sehr eindrücklich.

Damit Arbeitskräfte mit Zuwanderungsgeschichte sicher arbeiten und gesund integriert werden können, ist eine Anstrengung von allen Beteiligten gefragt. In erster Linie müssen neue Fachkräfte sich mit der neuen Umgebung vertraut machen und die Sprache lernen, aber Arbeitgebende können durch ein Integrations- und Diversitätsmanagement, einen kultursensiblen Führungsstil, Sprachtraining während der Arbeitszeit und Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten viel zum Gelingen der Integration beitragen. Führungskräfte und Teams vor Ort sollten eine Kultur des Vertrauens schaffen, mehr Zeit und Geduld bei der Einarbeitung aufbringen und Buddy- sowie Mentoring-Programme ins Leben rufen. Auch gesamtgesellschaftliche Aufgaben, wie die Schaffung einer Willkommenskultur und der Abbau von bürokratischen Hürden oder Unterstützung bei behördlichen Angelegenheiten spielen eine Rolle.

Eine der zentralen Herausforderungen bildet die Sprachbarriere. Hierfür gibt es viele Lösungsansätze wie mehrsprachige Unterweisungen, den Einsatz von Dolmetschenden, Videos ohne Text, Piktogrammen, technische Übersetzungshilfen und Sprachkurse. Allerdings reichen Sprachkenntnisse allein nicht aus, um alle Herausforderungen zu bewältigen. Kulturelle Aspekte sind ebenso wichtig. Es ist essentiell, kultursensibel zu unterweisen und Missverständnisse im Arbeitsverständnis auszuräumen. Dabei sollten auch Werte und Fragen wie „was bedeutet sicheres Arbeiten für Dich?“ thematisiert werden. Eine offene und kultursensible Kommunikation ist hier entscheidend, so wird beispielsweise in manchen Kulturkreisen die Bemerkung „bei Fragen, meldet Euch“ eher als Einladung zur Geständnis einer Schwäche, statt als Einladung zum Dialog wahrgenommen.

Die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Neuankömmlinge sind für eine gelungene Integration ebenso entscheidend. Nach einer anfänglichen Phase der Euphorie leiden viele eingewanderte Arbeitskräfte unter Einsamkeit und dem Gefühl, nicht wirklich dazuzugehören oder beruflich und sozial nicht voll anerkannt zu sein. Hier sind besondere Rücksichtnahme, Fürsorge und Begleitung gefragt.

In allen Branchen werden die Belegschaften zunehmend multikulturell, weshalb es wichtig ist, das Thema ernst zu nehmen und langfristig daran zu arbeiten. Dazu gehört die Weiterentwicklung der neuen Arbeitskräfte, da diese die Sicherheitsmanager und Führungskräfte von morgen sein könnten, sowie ein effektives Diversitätsmanagement. Auch das Personalmanagement muss sich thematisch anpassen, etwa bei der Führungskräfteentwicklung und dem Integrationsmanagement oder indem Abschlussanerkennungsverfahren oder das Relocation Management weiterentwickelt werden.

Die Veranstaltung wurde hybrid durchgeführt und auf Deutsch und Englisch abgehalten. Insgesamt nahmen 130 Personen aus 16 verschiedenen Ländern teil, davon waren 80 Teilnehmende vor Ort und 50 Personen haben online teilgenommen. Organisiert wurde das Symposium von den Sektionen der IVSS für Prävention im Transportwesen und für den Arbeitsschutz im Gesundheitswesen. Für Rückfragen steht das Sekretariat der Sektion der IVSS für Prävention im Transportwesen unter [email protected] gerne zur Verfügung.

Fotos: © Stephan Floss/ IVSS Sektion Gesundheitswesen und Transportwesen