Das Regionalforum für soziale Sicherheit für Europa fand vom 2. bis 3. Mai 2022 in Tallinn, Estland, statt. Es bot den europäischen Mitgliedsinstitutionen der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) nach zwei Jahren mit COVID-19-Einschränkungen eine lang ersehnte Gelegenheit, endlich wieder persönlich zusammenzukommen, miteinander zu diskutieren und sich zu vernetzen.
Ausgerichtet wurde die Veranstaltung, die für die 170 angemeldeten Teilnehmenden zu einer wichtigen Erfahrung wurde, vom Estnischen Landesrat für Sozialversicherung (Estonian National Social Insurance Board – ENSIB). Der Sozialschutzminister Estlands, Signe Riisalo, begrüßte die Delegierten in Tallinn nach „diesen ruhigen Coronajahren“, eine Bezugnahme auf die Worte von IVSS-Präsident Prof. Dr. Joachim Breuer, der zuvor gesagt hatte: „Es ist wirklich zu viel und zu lange gewesen. Ich danke Ihnen allen für Ihre Anwesenheit hier in Tallinn und freue mich sehr, diese richtungsweisende Veranstaltung persönlich eröffnen zu dürfen.“
In den zwei Tagen des Regionalforums leisteten insgesamt 55 Referenten, Podiumsteilnehmer und Moderatoren von IVSS-Mitgliedsinstitutionen, internationalen und regionalen Organisationen verschiedene Beiträge zum Veranstaltungsprogramm. Sie zogen eine Bilanz der Rolle der sozialen Sicherheit in der Pandemie, während der sich die Institutionen der sozialen Sicherheit entscheidend an der Bewältigung der Krise beteiligt hatten. Monika Queisser, Leiterin der Abteilung für Sozialpolitik bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), sagte zusammenfassend: „Wenn es eine wichtige Lektion dieser Krise gibt, dann ist es die, dass die Politik funktioniert.“ Und sie fügte hinzu: „In Europa haben die Institutionen gezeigt, dass sie sehr gut funktionieren.“
Diskussionsgrundlage auf dem Regionalforum bildete der neu erschienene Bericht Prioritäten für die soziale Sicherheit – Europa 2022, und zu den wichtigen Themen der Veranstaltung neben der COVID-19-Pandemie zählten unter anderem der institutionelle Wandel, die Zukunft der Verwaltung der sozialen Sicherheit und eine soziale Sicherheit für eine alternde Bevölkerung. Letzteres war auch Thema des Gewinnerbeitrags des Wettbewerbs um den IVSS-Preis für gute Praxis für Europa 2022. Das Schwedisches Rentenversicherungsamt (Pensionsmyndigheten) gewann den Preis für seinen Bezugsplaner, ein bedienerfreundliches digitales Tool zur Ruhestandsplanung, das sowohl öffentliche als auch private Renten berücksichtigt. Verschiedene weitere der 96 zum Wettbewerb eingereichten Beiträge wurden auf dem Regionalforum vorgestellt und diskutiert.
In seiner Abschlussrede betonte IVSS-Generalsekretär Marcelo Abi-Ramia Caetano, auf dem Forum habe sich gezeigt, dass die Erbringung der sozialen Sicherheit zu einem konstanten Thema in der Diskussion über soziale Sicherheit geworden sei. Dies ist das Ergebnis der Arbeit der IVSS und ihrer Mitgliedsinstitutionen, die die Rolle der Verwaltung der sozialen Sicherheit bei der Bewältigung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Herausforderungen in den Mittelpunkt stellen. Das Regionalforum wurde durch eine professionelle Zusammenarbeit mit dem Estnischen Landesrat für Sozialversicherung organisiert. Dessen stellvertretender Generaldirektor, Jako Salla, erklärte, dies sei die größte Veranstaltung gewesen, die die Institution bisher organisiert habe. „Ich bin sehr froh, dass es uns gelungen ist, alle Delegierten zu Gesprächen und zu einem Erfahrungsaustausch hier zusammenzubringen, und das ist das Wichtigste“, sagte er.
Die Teilnehmenden hatten vor Ort über die Veranstaltungs-App der IVSS Zugang zu verschiedenen Programm- und Vernetzungsfunktionen. Außerdem war über die IVSS-Veranstaltungsplattform eine Online‑Teilnahme am Regionalforum möglich. Die Veranstaltung bot den IVSS-Mitgliedern aus Europa eine großartige Gelegenheit, voneinander zu lernen, sich miteinander zu vernetzen und sich aktiv zu beteiligen. Direkt im Anschluss an das Regionalforum fand vom 4. bis 6. Mai 2022 die 16. Internationale IVSS-Konferenz über Informations- und Kommunikationstechnologie in der sozialen Sicherheit statt.