Afrika ist die Region mit der geringsten Deckungsrate der sozialen Sicherheit. Es gibt Bestrebungen, die Deckung auf alle Beschäftigten auszuweiten, die gegenwärtig weder einen beitragsabhängigen noch einen beitragsunabhängigen Sozialschutz genießen. Die Innovationen der Institutionen der sozialen Sicherheit haben entscheidend dazu beigetragen, diese Beschäftigten zu erreichen und ihre Prioritäten und Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Auf dem afrikanischen Kontinent ist die nationale wirtschaftliche Entwicklung unterschiedlich weit fortgeschritten. In zahlreichen Ländern gibt es umfangreiche Lücken, was die Zahl der von den nationalen Programmen der sozialen Sicherheit gedeckten Personen angeht, sowie was die Zahl der gedeckten Risiken und die Angemessenheit der Geldleistungen und der Gesundheitsversorgung betrifft. Wie auch in anderen Regionen steht die gesetzliche Deckung der Programme in Afrika meist nur den formell Beschäftigten zur Verfügung. Ebenfalls wie in anderen Regionen werden hier Sozialhilfeprogramme zur Armutsverringerung umgesetzt, die als Ergänzung zu den beitragsabhängigen Programmen dienen. In Afrika gibt es darüber hinaus noch weitere Arten des Sozialschutzes in Form von humanitärer Hilfe.
Trotz der anstehenden Herausforderungen kommt eine neue Studie der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) mit dem Titel Extending and maintaining social security coverage (Ausweitung und Aufrechterhaltung der Deckung der sozialen Sicherheit) zum Schluss, dass fast alle Länder Afrikas dank der Unterstützung internationaler Organisationen umfassende nationale Pläne und Strategien zur Entwicklung der sozialen Sicherheit umgesetzt haben, und dazu gehört auch die Einführung oder Erweiterung eines Basispakets der sozialen Sicherheit mit medizinischer Grundversorgung, Unterstützung für Schulkinder und Mindestrenten.
Die Herausforderungen bei der Ausweitung der Deckung der sozialen Sicherheit haben natürlich nicht nur mit Fragen des Arbeitsmarktes zu tun. Afrika weist als Region den größten Bevölkerungsteil auf, der in Armut oder mit mehrfachen Entbehrungen lebt. Dennoch verfügt nur ein kleiner Teil der Menschen über einen Zugang zu irgendeiner Form des Sozialschutzes. Wir wissen auch, dass der sich wandelnde sozioökonomische Kontext, die Bevölkerungsentwicklung und der Klimawandel ständig neue Gruppen gefährdeter Menschen hervorbringen.
In dieser Hinsicht muss die Einstellung zum Sozialschutz verändert werden, insbesondere bei den gefährdeten Bevölkerungsteilen. Diese und weitere allgemeinere Themen sind Gegenstand des Virtuellen Forums für soziale Sicherheit für Afrika, das vom 5. bis 7. Oktober 2021 online stattfinden wird. Ein Bericht der IVSS mit dem Titel Priorities for social security – Africa 2021: Trends, challenges and solutions (Prioritäten für die soziale Sicherheit – Afrika 2021: Trends, Herausforderungen und Lösungen), der zum Forum erscheinen wird, befasst sich mit diesen Fragen mehr im Detail.
Die Länder Afrikas setzen sich dafür ein, im Rahmen der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen und der Entwicklungsagenda für Afrika 2063 bis im Jahr 2030 eine tragfähige und gerechte universelle Deckung der sozialen Sicherheit zu erreichen. Wie in der IVSS-Studie genauer erläutert wird, sind sich die Organisationen der sozialen Sicherheit Afrikas der Herausforderungen beim Erfüllen ihres wichtigsten Auftrags genau bewusst. Insbesondere weist die Studie auf die bedeutenden Anstrengungen hin, die unternommen werden, um Beschäftigte des informellen Sektors zu erreichen. Es werden innovative Ansätze in der Gestaltung und Finanzierung der Programme verfolgt, um die Deckungsausweitung zu realisieren. Dafür wird unter anderem auf strategische Partnerschaften und vereinfachte administrative Abläufe zurückgegriffen. Auf praktischer Ebene helfen moderne Informations- und Kommunikationstechnologien, Leistungsempfänger zu identifizieren und zu erfassen, Beiträge einzuziehen und allgemein die Dienstleistungserbringung zu modernisieren.
All diese Entwicklungen zeigen, dass es durchaus möglich ist, Lösungen für die Deckung zu entwickeln, welche die unterschiedlichen und sich wandelnden Bedürfnisse der verschiedenen Beschäftigtengruppen sowie diejenigen der breiten Bevölkerung in den afrikanischen Staaten berücksichtigen.