Der Arbeitsmarkt steht vor großen strukturellen Veränderungen, und dies ist hauptsächlich auf die Globalisierung und die Entwicklungen in den Bereichen Bevölkerungsstruktur, Technologien, Ökologie, Klima und Gesundheit zurückzuführen.
In einigen Weltteilen, insbesondere in Nordamerika, Ostasien und Europa, könnte der Anteil der nicht arbeitstätigen Menschen über 65 Jahren bis 2030 auf fast 50 Prozent steigen. Die Bevölkerungsalterung führt zu einer Erhöhung der Ausgaben der sozialen Sicherheit und der Zahl der Leistungsempfänger. Anreize für eine längere Beschäftigung von Menschen und ihre Bindung am Arbeitsplatz sind demzufolge entscheidend, wenn die zukünftige Tragfähigkeit der Systeme der sozialen Sicherheit in Regionen mit einer alternden Bevölkerungsstruktur gesichert werden soll.
Die technologischen Fortschritte und die Digitalisierung der Wirtschaft haben zur Folge, dass einige Berufe verschwinden und neue entstehen werden, und in vielen Berufen verändert sich die Art der Aufgaben. Diese schnellen und grundlegenden Veränderungen der Arbeitswelt werden auch durch den Klimawandel und die Veränderungen unserer Umwelt vorangetrieben. Die Produktions- und Konsummuster werden verstärkt beeinflusst durch Überlegungen zum Klima und durch das Bewusstsein, dass wir nachhaltiger werden müssen. Diese Entwicklungen verlangen von den Unternehmen, dass sie neue Produkte und innovative Dienstleistungen entwickeln, und von den Beschäftigten, dass sie ihre Kompetenzen laufend anpassen.
Diese Änderungen haben aber auch neue Arbeitsformen (wie plattformbasiertes Arbeiten) zur Folge sowie eine Zunahme atypischer Beschäftigungsverhältnisse. Außerdem verwischen sich dadurch die herkömmlichen Grenzen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sowie zwischen lohnabhängiger Beschäftigung und Selbstständigkeit (auch Arbeit in der Gig-Economy) immer mehr. Plattformen für den Austausch von Waren und Dienstleistungen erleichtern beispielsweise das Entstehen neuer Arbeitsplätze, vor allem in Ländern mit einer verbreiteten informellen Beschäftigung, und sie bieten neue Chancen für die Integration von Arbeitnehmern, die aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Aber sie führen auch zu großen Herausforderungen, etwa hinsichtlich der Qualität von Arbeitsplätzen. Diese Entwicklungen müssen dringend reguliert werden, damit menschenwürdige und nachhaltige Arbeitsplätze und ein wirksamer Sozialschutz gewährleistet werden können.
Aufgrund der Coronapandemie wurden Distanz- und Gesundheitsschutzmaßnahmen erforderlich, die zu einer abrupten Einstellung oder einem deutlichen Rückgang der geleisteten Arbeitszeiten und des Einkommens vieler Arten von Unternehmen, Angestellten und Selbstständigen führten. Verschiedene Systeme der sozialen Sicherheit, insbesondere die Zweige für Arbeitslosigkeit, standen unter massivem Druck, als sie die Einkommen von Arbeitnehmern und die Rentabilität von Unternehmen schützten. Auch die Arbeitsorganisation veränderte sich, und Telearbeit hat sich enorm verbreitet. Die Krise hatte eine Zunahme von Konkursen, Arbeitsplatzverlusten und Fällen von Arbeitslosigkeit zur Folge und wird weitere zur Folge haben. Während die Auswirkungen der Krise auf die Beschäftigung bestmöglich bewältigt werden müssen, ist es auch erforderlich, die Erholung in der Zeit danach zu stützen und die Arbeitsmarktmechanismen wieder besser aufzubauen, indem man aus der Vergangenheit lernt und die Resilienz der Systeme und Institutionen erhöht, damit sie wirksamer auf mögliche neue Krisen oder andere wirtschaftliche Schockereignisse reagieren können.
Die Globalisierung bewirkt strukturelle Veränderungen des Arbeitsmarkts und hat Folgen für verschiedene Branchen (wie etwa die Produktion), auch aufgrund paralleler Trends wie der Telearbeit. Mit der Zunahme des Arbeitens aus der Distanz könnte es nun sein, dass wir Zeugen einer Globalisierung werden, von der vermehrt Wissensarbeiter betroffen sind.
Diese Veränderungen fordern angemessene Antworten der zuständigen Behörden und Institutionen. Einige von ihnen sind bereits in den Leitlinien der vorangehenden Abschnitte berücksichtigt.