In den Diskussionen über soziale Sicherheit stehen Klimawandel und Umweltschutz weltweit vermehrt im Mittelpunkt. Dies ist hauptsächlich auf die zentrale Rolle zurückzuführen, die die Leistungen und Dienstleistungen der sozialen Sicherheit bei der Eindämmung negativer sozioökonomischer Auswirkungen des Klimawandels auf Menschen und ihre Familien spielen, sowie auf den zunehmenden Druck auf die Systeme der sozialen Sicherheit durch sich wandelnde klimabedingte Risiken.
Entscheidend für die volle Verwirklichung des grundlegenden Menschenrechts auf soziale Sicherheit für alle Menschen ist nicht nur, dass ein Zugang zu medizinischer Grundversorgung und zu grundlegender Einkommenssicherheit sichergestellt werden muss (IAA, 2012), sondern auch ihre Lebensgrundlagen in einer sauberen, sicheren, gesunden und nachhaltigen Umwelt müssen bewahrt werden (UN-OHCHR, 2023). Der Klimawandel führt zu negativen Umweltveränderungen, die für die Menschen und ihre Familien neue Risiken bergen und die Nachfrage nach Leistungen und Dienstleistungen der sozialen Sicherheit steigen lassen. Außerdem sind Staaten und Institutionen aufgrund der zunehmenden Zahl klimabedingter Risiken oft weniger in der Lage, angemessen auf den immer weiter wachsenden Sozialschutzbedarf zu reagieren.
Ein wirksamer Zugang zu angemessenen Leistungen und Dienstleistungen der sozialen Sicherheit trägt entscheidend dazu bei, die negativen sozioökonomischen Auswirkungen von Klimawandel und negativen Umweltveränderungen einzudämmen. Allerdings sind die Länder unterschiedlich von Klimawandel und Umweltzerstörung betroffen und benötigen zur Bewältigung der Notlagen von Gemeinschaften und Bevölkerungsgruppen meist Lösungen, die über reine Geld- und Sachleistungen der sozialen Sicherheit hinausgehen. Wenn jedoch das Recht auf soziale Sicherheit für alle vollständig und dauerhaft verwirklicht werden soll, dann muss der aktuelle Trend des Klimawandels unbedingt verlangsamt, wenn nicht gar umgekehrt werden.
In Afrika, wo die Landwirtschaft mehr als 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht und über 50 Prozent der Menschen auf dem Kontinent ernährt (Nachum, 2023), leidet die Wirtschaft stark unter widrigen klimatischen Bedingungen. Daher sind immer mehr im Landwirtschaftssektor tätige Menschen und Familien sozial und wirtschaftlich gefährdet und benötigen mehr agile und umfassende Maßnahmen der sozialen Sicherheit, die über reine Geldleistungen hinausgehen, um angebotsseitige Herausforderungen wie etwa Nahrungsmittelunsicherheiten zu bewältigen.
In anderen Fällen kann der Klimawandel dazu führen, dass Grundwasserspiegel sinken und Dürren und Wasserknappheit entstehen, die nicht nur Folgen für die Landwirtschaft haben, sondern auch für andere gesellschaftliche Bereiche. Klimabedingte Dürren beispielsweise können Migrationsströme auslösen und den Betrieb sozialer und medizinischer Einrichtungen wie Krankenhäuser beeinträchtigen. Sie können auch den Energiesektor treffen, insbesondere in Gegenden mit hoher Abhängigkeit von Wasserkraftwerken, wie dies in vielen Teilen Afrikas der Fall ist. Die Folgen des Klimawandels in Afrika sind deshalb vielschichtig und haben weitreichende Auswirkungen auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in den Gemeinschaften und Ländern des Kontinents.
Dieser Artikel untersucht klimabedingte Herausforderungen typischer afrikanischer Gemeinschaften und beschreibt innovative Lösungen und Strategien von IVSS Mitgliedsinstitutionen in der Region, die den Klimawandel eindämmen und verlangsamen und gleichzeitig den Bedarf betroffener Menschen und Bevölkerungsgruppen decken wollen. Im Mittelpunkt steht dabei die Wechselwirkung zwischen Klimawandel und Sozialschutz.
Klimawandel und Sozialschutzbedarf
Der Klimawandel wirkt sich auf alle Aspekte des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens aus. Er verändert die Risiken, vor denen die Menschen und Haushalte stehen, und er kann schwerwiegende soziale und ökonomische Folgen wie steigende Armut, Ungleichheit und soziale Instabilität haben (Costella et al., 2023). Was die Gesundheit betrifft, so hält die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fest, dass der Klimawandel bedeutende Auswirkungen auf soziale und ökologische Gesundheitsdeterminanten wie saubere Luft, sauberes Trinkwasser, ausreichende Nahrung und sichere Unterkunft hat (WHO, 2023).
Der Klimawandel wirkt sich auch auf die Landwirtschaft und die Lebensmittelversorgung aus, indem er die landwirtschaftliche Produktivität, die Böden und die Wasservorkommen sowie die gesundheitlichen Herausforderungen für landwirtschaftliche Beschäftigte und Nutztiere beeinflusst (US-EPA, 2022). Die unmittelbaren Gesundheitsrisiken und die Engpässe in der Lebensmittelproduktion aufgrund des Klimawandels sind mit steigender sozioökonomischer Anfälligkeit verbunden, insbesondere in landwirtschaftlich geprägten Volkswirtschaften. Hier kommt der Sozialschutz mit einem sicheren Zugang zu medizinischer Grundversorgung und grundlegender Einkommenssicherheit (IAA, 2012) als natürliche Maßnahme ins Spiel, mit der sich die negativen sozioökonomischen Auswirkungen des Klimawandels abfedern lassen.
Gleichzeitig beeinträchtigt der Klimawandel die staatlichen und institutionellen Kapazitäten zur Verwirklichung des Menschenrechts auf soziale Sicherheit für alle, da er die Systeme der sozialen Sicherheit von zwei Seiten einem Finanzierungsdruck aussetzt. Auf der einen Seite begünstigt der Klimawandel das Auftreten von Eventualitäten wie Armut, Krankheiten und Arbeitslosigkeit, insbesondere in ländlichen und landwirtschaftlich geprägten Gemeinschaften. Diese Eventualitäten machen eine verbesserte Erbringung von Leistungen und Dienstleistungen der sozialen Sicherheit erforderlich, was die Systeme der sozialen Sicherheit entsprechend unter Druck setzt. Auf der anderen Seite führen klimawandelbedingte Produktivitätseinbußen zu einer Erosion der Finanzierungsgrundlagen der sozialen Sicherheit.
Klimawandel und Sozialschutz sind also eng miteinander verflochten. Ein wirksamer Zugang zu angemessenen Leistungen und Dienstleistungen der sozialen Sicherheit kann bei der Bekämpfung des Klimawandels und klimabedingter Risiken auf zweierlei Weise Wirkung entfalten. Erstens werden Maßnahmen zur Förderung der Klimaresilienz unterstützt, und zweitens werden die negativen sozioökonomischen Auswirkungen klimabedingter Risiken durch Sozialhilfe, Sozialversicherung und aktive Arbeitsmarktmaßnahmen abgefedert (IAA, 2023). Zum Beispiel setzt das 2007 in Brasilien aufgelegte Programm Bolsa Floresta auf verschiedene integrierte Maßnahmen, um einerseits Wälder zu schützen und andererseits die Lebensgrundlagen der Einwohner ausgewählter Reservate für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Reserves) im Bundesstaat Amazonas zu verbessern (Bakkegaard und Wunder, 2014).
Die zunehmende Anerkennung der Bedeutung des Sozialschutzes für die Bekämpfung des Klimawandels und klimabedingter Risiken hat dazu geführt, dass in afrikanischen Ländern wie Lesotho, Mali und Mosambik sowie in der Sahelzone zunehmend Notfall- und Anpassungsprogramme der sozialen Sicherheit entworfen und nach und nach umgesetzt wurden. Dadurch verbessert sich die Krisenvorsorge, so dass negative Auswirkungen von Extremereignissen verringert werden und weniger humanitäre Interventionen zur Bewältigung klimabedingter Risiken erforderlich sind (O'Brien et al., 2018).
In Algerien gliederte die Regierung die Deckung klimabedingter Risiken in den nationalen Sozialschutzrahmen ein. Dies geschah durch die Nationale Kasse für bezahlten Urlaub und witterungsbedingte Arbeitslosigkeit in den Sektoren Bauwesen, öffentliche Arbeiten und Hydraulik (Caisse nationale des congés payés et du chômage intempéries des secteurs du bâtiment, des travaux publics et de l’hydraulique – CACOBATPH). Diese Kasse deckt insbesondere klimabedingte Folgen wie Entlassungen aufgrund von Schnee, Regen, Eis und Starkwinden ab, um das Arbeiten unter widrigen Witterungsbedingungen einzuschränken und die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer in den Sektoren Bauwesen, öffentliche Arbeiten und Hydraulik zu schützen und gleichzeitig sozialversicherungsbasierte Leistungen und Dienstleistungen anzubieten (Nationale Kasse für bezahlten Urlaub und witterungsbedingte Arbeitslosigkeit in den Sektoren Bauwesen, öffentliche Arbeiten und Hydraulik, 2023).
Sozialschutzmaßnahmen spielen bei der Eindämmung negativer sozioökonomischer Auswirkungen des Klimawandels und klimabedingter Risiken eine zentrale Rolle. Dennoch sind auch die Sozialschutzsysteme selbst nicht gegen die Auswirkungen des Klimawandels und die damit verbundenen Risiken gefeit. Die gestiegenen Leistungsausgaben und die Erosion der Finanzierungsgrundlagen aufgrund von Klimarisiken wie beispielsweise Entlassungen nach Extremwetterereignisse stellen die Resilienz und Reaktionsfähigkeit der Systeme der sozialen Sicherheit auf eine harte Probe.
Es ist daher wichtig, dass man sich nicht nur auf die Eindämmung der negativen sozioökonomischen Auswirkungen des Klimawandels durch den Sozialschutz konzentriert, sondern auch Maßnahmen entwirft und umsetzt, die den Klimawandel verlangsamen.
Klimawandel und der Imperativ des Umweltschutzes
Der Klimawandel wurde vor dem deutlichen sichtbaren Auftreten negativer sozioökonomischer Auswirkungen auf Menschen und Haushalte eher als langfristige Umweltbedrohung gesehen (Costella et al., 2023). Diese negativen sozioökonomischen Auswirkungen sind jedoch eindeutig eine Folge der durch den Klimawandel bedingten Umweltveränderungen.
Der Klimawandel führt zu einer Beeinträchtigung umweltbedingter Gesundheitsfaktoren und kann beispielsweise Dürren mit weitreichenden Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft hinsichtlich Nahrungsmittelsicherheit, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum auslösen. Wenn die Gesellschaften mehr in Leistungen und Dienstleistungen der sozialen Sicherheit investieren, dann sind sie besser in der Lage, die kurzfristigen Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Dennoch verfügt kein Land über unerschöpfliche Ressourcen, mit denen sich der Sozialschutz finanzieren ließe. Soziale Sicherheit ist abhängig von einer gesunden Volkswirtschaft, die ihrerseits von der Natur und der Umwelt beeinflusst wird. Wenn das grundlegende Menschenrecht auf soziale Sicherheit für alle verwirklicht werden soll, dann sind Umweltschutz und Klimaresilienz daher unerlässlich.
Klimabedingte Produktivitätseinbußen und der steigende Sozialschutzbedarf zur Bewältigung klimabedingter Risiken werden für immer mehr Menschen und Familien soziale und wirtschaftliche Anfälligkeiten zur Folge haben. Hinzu kommt, dass der Klimawandel die Lebensmittelproduktion und die Lieferketten beeinträchtigt, was zu Engpässen und Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln führen kann. Da die körperlichen und sicherheitsbezogenen Grundbedürfnisse auch bei einem sich verändernden Klima nach dem Grundsatz von Angebot und Nachfrage zu decken sind, müssen die Maßnahmen der sozialen Sicherheit über eine reine Bezahlbarkeit hinausgehen und grundlegende Fragen der Verfügbarkeit und des Zugangs beantworten.
So betrachtet werden die Eindämmung des Klimawandels und der Umweltschutz zu zentralen Zielen von Sozialschutzstrategien, sei dies in herkömmlicher oder in vollkommen neuer Form. Lehren aus Maßnahmen wie der brasilianischen Bolsa Floresta bestätigen, dass Sozialschutz mehr ist als ein herkömmlicher Einkommensersatz für gefährdete Menschen und Haushalte. Gut gestaltete Sozialschutzprogramme können auch ökologische Überlegungen beinhalten, die ihrerseits wiederum positive Auswirkungen auf Klimaresilienz und Nachhaltigkeit haben. Im Fall der Bolsa Floresta trug die Tatsache, dass für die Gewährleistung von Sozialhilfeleistungen auch die nachhaltige Nutzung von Waldressourcen und eine Null-Abholzungs-Politik berücksichtigt wurden, entscheidend dazu bei, dass Wälder geschützt und die Umweltzerstörung eingedämmt werden konnten (Bakkegaard und Wunder, 2014).
In anderen Fällen bestand die logische Antwort auf den Klimawandel darin, dass eine Abfallverringerungsstrategie nach dem Grundsatz Reduzieren-Recyceln-Wiederverwenden (reduce-recycle-reuse) eingeführt, angepasst und umgesetzt wurde, um Strategien und Programme für Klimaresilienz zu implementieren. Eine Zusammenstellung ausgewählter Beispiele guter Praxis von IVSS-Mitgliedsinstitutionen zeigt, welchen Beitrag die Institutionen der sozialen Sicherheit beim Aufbau und bei der Förderung von Klimaresilienz und bei der Eindämmung des Klimawandels zu leisten imstande sind.
1. Reduzieren
Gemäß den Vereinten Nationen (2023) tragen fossile Energieträger – Kohle, Erdöl und Erdgas – bei Weitem am stärksten zum globalen Klimawandel bei und machen mehr als 75 Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes und annähernd 90 Prozent aller Kohlendioxidemissionen aus. Der Klimawandel hat Auswirkungen auf alle Bereiche menschlichen Lebens, und gleichzeitig muss auch darauf hingewiesen werden, dass menschliche Tätigkeiten wie Energiegewinnung, Warenproduktion, Lebensmittelherstellung, Abholzung aus landwirtschaftlichen oder entwicklungspolitischen Gründen sowie Personen- und Güterverkehr wesentlich zum Klimawandel beitragen.
Es ist daher offensichtlich, dass eine Verringerung der Treibhausgasemissionen eine zentrale Rolle bei der Verlangsamung des Klimawandels spielen wird. Außerdem werden eine reduzierte Ausbeutung und Nutzung natürlicher Ressourcen eine ebenso wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, den Klimawandel zu bremsen. In diesem Sinne setzte sich die kamerunische Landeskasse für Sozialversicherung (Caisse nationale de prévoyance sociale – CNPS) mit ihrer guten Praxis Soziale Unternehmensverantwortung: CO2-Fußabdruck für mehr Klimaschutz ein. Ziel war es, die Umweltverschmutzung (Luft- und Wasserverschmutzung) zu reduzieren, indem der CO2-Fußabdruck durch ein ökologisches Abfallmanagementsystem deutlich verringert wird (Landeskasse für Sozialversicherung, 2023).
Mit einem ähnlichen Projekt startete die IPS Landeskasse für Sozialversicherung (IPS Caisse nationale de prévoyance sociale – IPS CNPS) aus Côte d'Ivoire mit ihrer guten Praxis Rationalisierung der Druckressourcen der IPS Landeskasse für Sozialversicherung bereichsübergreifende Kostenspar- und Klimaschutzmaßnahmen. Dadurch konnten der Energiebedarf und so auch der Ausstoß von Treibhausgasen deutlich gesenkt werden, und die Klimaresilienz wurde erhöht (IPS Landeskasse für Sozialversicherung, 2023). Durch die Reduktion der Druckvorgänge konnte auch die Nachfrage nach Papier und Druckressourcen langfristig verringert werden, was wiederum weniger Abholzung nötig macht.
Neben der Notwendigkeit, als zentrale Klimaschutzmaßnahmen den Ausstoß von Treibhausgasen und den Raubbau natürlicher Ressourcen zu reduzieren, ist es auch wichtig, Maßnahmen für eine verbesserte Sicherheit und Nachhaltigkeit der Umwelt umzusetzen. Hierbei ist entscheidend, dass Strategien und Programme entworfen und umgesetzt werden, um die Entsorgung biologisch nicht abbaubarer Stoffe in die Umwelt zu reduzieren, und dass die beschränkten Ressourcen trotz konkurrierender Ziele durch Recycling und Wiederverwendung sparsam eingesetzt werden.
2. Recyceln und Wiederverwenden
Neben der notwendigen Reduktion des CO2-Ausstoßes zur Kontrolle des Klimawandels ist es auch wichtig zu erkennen, dass ein schlechtes Abfallmanagement ebenfalls Umweltverschmutzungen zur Folge hat. In einer Umwelt, die durch die stark steigende Nachfrage nach begrenzten natürlichen Ressourcen und durch die Klimafolgen einer unkontrollierten Ausbeutung dieser Ressourcen gekennzeichnet ist, spielen das Recycling und die Wiederverwendung rohstoffbasierter Produkte in der Klimaagenda eine zentrale Rolle.
Außerdem können das Recycling und die Wiederverwendung dieser Produkte noch weiter zur Verringerung negativer Klimafolgen beitragen, da die Entsorgung in die Umwelt und damit die Umweltverschmutzung zurückgehen. Damit rückt die Bedeutung des Festabfallmanagements in den Mittelpunkt des Umweltschutzes. Abubakar et al. (2022) kommen zum Schluss, dass ein wirksames Festabfallmanagement negative gesundheitliche und ökologische Auswirkungen verringert, Ressourcen schont und Städte lebenswert erhält. Ein schlechtes Festabfallmanagement erhöht hingegen das Risiko von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen, weil Böden das Wasser nicht aufnehmen und sich Krankheiten, die durch im Wasser brütende Mücken übertragen werden, ausbreiten können.
Die Entsorgung von Flüssigabfällen in die Umwelt ihrerseits führt zur Verschmutzung des Grundwassers, und so gelangen Krankheitserreger und Schwermetalle in die Umwelt. Dadurch können Trinkwasserzugang und Nahrungsmittelproduktion beeinträchtigt werden, und es kommt zu gesundheitlichen Auswirkungen wie steigende Morbidität und eine entsprechende Belastung der Gesundheits- und Sozialschutzsysteme. Die Systeme der sozialen Sicherheit stehen daher in der Pflicht, die negativen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen und sicherzustellen, dass ihre Maßnahmen auch zum Umweltschutz und zur Stärkung der Klimaresilienz beitragen.
Wie weiter oben erwähnt, haben die IVSS-Mitgliedsinstitutionen bereits Projekte gestartet, um den CO2-Ausstoß zu verringern und so zur Klimaresilienz beizutragen. In ähnlicher Weise hat die tunesische Landeskasse für soziale Sicherheit (Caisse nationale de sécurité sociale – CNSS) den Weg zu einer umweltfreundlicheren Dialyse in ihren Polikliniken eingeschlagen. Dadurch konnten der Wasserverbrauch und so die Umweltverschmutzung verringert werden. Mit dem Pilotprojekt in der Poliklinik Sousse war die Landeskasse in der Lage, das Abwasser aus dem Dialysekreislauf wiederzuverwenden und so den Wasserverbrauch in einem Land, das 2022 einen Wassermangel von 90 Prozent des üblichen Verbrauchs verzeichnete, zu senken (Landeskasse für soziale Sicherheit, 2023).
In Gegenden, die von klimawandelbedingten Dürren heimgesucht werden, ist ein sparsamer Wasserverbrauch entscheidend, um Gesundheitseinrichtungen weiter betreiben und eine gute öffentliche Hygiene gewährleisten zu können: Beides sind zentrale Pfeiler öffentlicher Gesundheitspolitik. Die Erfahrungen der tunesischen Landeskasse stellen in dieser Hinsicht eine wichtige Referenz dar.
Schlussbemerkungen
In den Diskussionen über soziale Sicherheit stehen Klimawandel und Umweltschutz weltweit vermehrt im Mittelpunkt. Grund dafür sind die wichtige Rolle von Sozialschutzmaßnahmen bei der Bewältigung klimabedingter Risiken sowie der Druck auf die Systeme der sozialen Sicherheit durch wiederholte und immer stärkere Extremwetterereignisse. Einerseits ist man sich einig, dass es erforderlich ist, den Treibhausgasausstoß zu begrenzen, um den Klimawandel zu verlangsamen, und andererseits setzt sich auch die Erkenntnis durch, dass der Umweltschutz bei der Gestaltung und Umsetzung klimaresilienter Strategien und Programme berücksichtigt werden muss. Dies wird entscheidend dazu beitragen, die Häufigkeit und Folgen von Extremwetterereignissen und die Auswirkungen des Klimawandels insgesamt zu verringern.
Das Wissen und die gute Praxis von IVSS-Mitgliedsinstitutionen Afrikas haben Folgendes gezeigt:
- Der sich abzeichnende Klimawandel belastet die Systeme der sozialen Sicherheit von zwei Seiten: einerseits durch den gestiegenen Bedarf nach Leistungen und Dienstleistungen zur Bewältigung der zunehmenden sozialen und wirtschaftlichen Anfälligkeit, und andererseits durch den erodierenden Haushaltsspielraum aufgrund verringerter Arbeitsproduktivität vor allem in landwirtschaftlich geprägten Volkswirtschaften.
- Die Institutionen der sozialen Sicherheit können einen Beitrag zu Klimaresilienz und ökologischer Nachhaltigkeit leisten, indem sie innovative Verwaltungsmaßnahmen einführen, die den Klimawandel bekämpfen und seine negativen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen durch verbesserte Leistungen und Dienstleistungen abmildern.
Die negativen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels und die Häufung klimabedingter Ereignisse haben gezeigt, wie dringend die nationalen Sozialschutzsysteme – darunter auch die sozialen Grundsicherungen – ausgebaut werden müssen. Noch dringender ist dies in landwirtschaftlich geprägten Volkswirtschaften, da hier ein größerer Teil der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängig ist. Für eine resiliente und agile Gestaltung derartiger Strategien sollten auch die Umweltauswirkungen von Sozialschutzmaßnahmen sowie durch Klimawandel und negative Umweltveränderungen bedingte neue Risiken berücksichtigt werden.
Final remarks
Climate change and environmental protection are taking centre stage in the global discussion on social protection. This is due to the important role social protection interventions play in addressing climate-induced risks as well as the strains brought on social security systems due to the growing and repetitive nature of extreme weather events. Amidst the consensus to curtail greenhouse emissions as a means to check current climate trends, there is an increasing recognition of the need to factor in environmental protection in the design and implementation of climate resilient policies and programmes. This will play a key role in reducing the incidence as well as minimize the impacts of climate and extreme weather events.
Existing knowledge and practices of ISSA member institutions in Africa affirm that:
- The evolving trends of climate change place a double burden on social security systems through the increasing demand for benefits and services to address rising socio-economic vulnerability, whilst there is the erosion of fiscal space due to reduced labour productivity especially in Agrarian dominated economies.
- Social security institutions can contribute to climate resilience and environmental sustainability through innovative administrative actions to address climate change and mitigate its negative socio-economic impacts through an improved provision of benefits and services.
The negative socio-economic impacts of climate change as well as growing incidence of climate related events have reaffirmed the urgency to develop national social protection systems, including social protection floors. This is even more important in agrarian economies where a higher proportion of the population depend on the agricultural sector. To enhance resilience and responsiveness, the design of these interventions should include the environmental impacts of social protection interventions as well as the evolving nature of risks brought about by climate change and environmental degradation.
Referenzen
Abubakar, R et al. 2022. „Environmental Sustainability Impacts of Solid Waste Management Practices in the Global South“, in International Journal of Environmental Research and Public Health, Bd. 19, Nr. 19.
Bakkegaard, R.Y.; Wunder, S. 2014. „Bolsa Floresta, Brazil“, in Sills E. O. et al. (Hrsg.), REDD+ on the ground. A case book of subnational initiatives across the globe. [S.l.], Center for International Forestry Research.
Costella, C. et al. 2023. „Can social protection tackle emerging risks from climate change, and how? A framework and a critical review“, in Climate Risk Management, Bd. 40.
IAO. 2012. R202 - Social Protection Floors Recommendation, 2012 (No. 202). Genf, Internationales Arbeitsamt.
IAO. 2023. Social protection for a just transition [Just Transition Policy brief]. Genf, Internationales Arbeitsamt.
IPS Landeskasse für Sozialversicherung. 2023. Rationalisierung der Druckressourcen der IPS Landeskasse für Sozialversicherung (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
Landeskasse für soziale Sicherheit. 2023. Auf dem Weg zu einer umweltfreundlichen Dialyse in den Polikliniken der tunesischen Sozialversicherung: ein Experiment der Poliklinik Sousse (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
Landeskasse für Sozialversicherung. 2023. Soziale Unternehmensverantwortung: CO2 Fußabdruck (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
Nachum, L. 2023. „Africa’s agribusiness sector should drive the continent’s economic development: Five reasons why“, in The Conversation, 17. Februar.
Nationale Kasse für bezahlten Urlaub und witterungsbedingte Arbeitslosigkeit in den Sektoren Bauwesen, öffentliche Arbeiten und Hydraulik. 2023. Deckung während Hitzetagen (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
O'Brien, C. et al. 2018. Shock-responsive social protection systems research: Synthesis report. Oxford, Oxford Policy Management.
OHCHR. 2023. Climate change and environment [Human rights topic]. Genf, Vereinte Nationen – Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte.
US-EPA. 2023. Climate change impacts on agriculture and food supply. Washington, DC, Umweltbundesamt der Vereinigten Staaten.
WHO. 2023. Climate change. Genf, Weltgesundheitsorganisation.