In den dynamischen Gesellschaften von heute spielt die Unterstützung von Frauen und Familien eine entscheidende Rolle bei der Förderung des Wirtschaftswachstums durch eine inklusive und nachhaltige Entwicklung. Länder auf der ganzen Welt führen eine Reihe von Initiativen durch, um die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben zu bewältigen. Die Lösungsansätze können insbesondere für Frauen, die in der Regel die Hauptverantwortung für Betreuungsaufgaben tragen, einen Wandel bewirken. Die vorliegende Analyse soll einen Beitrag zu den laufenden Entwicklungen bei der Stärkung der Rolle der Frau und des Wohlergehens der Familie in einer sich rasch entwickelnden Welt leisten, wobei der Schwerpunkt auf europäischen Erfahrungen liegt.
Ein gleichstellungsorientiertes politisches Ökosystem, das inklusive Arbeitsmärkte, Beschäftigungs- und Betreuungsmaßnahmen umfasst, ist für das Wohlergehen von Familien von grundlegender Bedeutung (Europäische Union, 2019). Maßnahmen im Bereich der sozialen Sicherheit wirken in diesem breiteren Umfeld, um geschlechterspezifische und andere Ungleichheiten über den gesamten Lebensverlauf hinweg zu beseitigen: während der Kindheit, im Erwerbsleben und im Rentenalter. Konkret beinhaltet eine gleichstellungsorientierte soziale Sicherheit die Bereitstellung von auf Kinder ausgerichteten Leistungen, die eine Verfestigung bestehender Ungleichheiten vermeiden und gleichzeitig die Erwerbstätigkeit von Frauen fördern, von Leistungen im erwerbsfähigen Alter, die die gemeinsame Verantwortung für die Kindererziehung fördern und dazu beitragen, die Anbindung von Frauen an den Arbeitsmarkt aufrechtzuerhalten, sowie von Altersrentensystemen, die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt anerkennen und deren Auswirkungen auf die Rentenhöhe abmildern (Schaubild 1).
Schaubild 1. Ein systemübergreifender Ansatz zur Beseitigung von Ungleichheiten im Verlauf des Lebens
Eine sorgfältig ausgearbeitete politische Strategie ist jedoch nur so wirksam wie die ihr zugrunde liegenden Verwaltungsmaßnahmen. Die Verwaltungen der sozialen Sicherheit müssen daher sicherstellen, dass die Leistungserbringung auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen in verschiedenen Lebensabschnitten und das komplexe Zusammenspiel von Familien- und Arbeitsmarktdynamik abgestimmt ist (IVSS, 2023). Dazu zählt auch die Ermittlung von Engpässen, die das Erreichen gleichstellungsorientierter politischer Ziele behindern können, und die Entwicklung kreativer Lösungen, um diese zu beheben und so Frauen und Männer in die Lage zu versetzen, familiäre Pflichten gleichberechtigt zu teilen und unter gleichen Bedingungen am Arbeitsmarkt teilzunehmen.
Im vorliegenden Artikel werden Praktiken aus Albanien, Finnland, Frankreich und Türkiye untersucht, wobei die verschiedenen Ansätze zur Unterstützung von Frauen und Familien in unterschiedlichen Kontexten hervorgehoben und die Bedeutung maßgeschneiderter Ansätze aufgezeigt werden. Der Artikel stützt sich auf die Gute Praxis der IVSS, die diesen Initiativen gewidmet ist. Das Verständnis der Strategien und Ergebnisse dieser Praktiken kann politischen Entscheidungsträgern, Organisationen und Akteuren, die soziale Unterstützungssysteme verbessern und die Gleichstellung der Geschlechter fördern wollen, wertvolle Erkenntnisse liefern.
Aktuelle Erfahrungen von IVSS-Mitgliedern in Europa
Besonderer Schutz für arbeitslose Frauen – Anstalt für Sozialversicherung, Albanien
Das besondere Schutzprogramm für arbeitslose Frauen in Albanien (Anstalt für Sozialversicherung, 2024), das seit 2023 in Kraft ist, bietet arbeitslosen Frauen, die Kinder zu betreuen haben, Deckung durch die soziale Sicherheit. Das Programm zielt darauf ab, Frauen zu unterstützen, die aufgrund von Kinderbetreuungspflichten und einem geringen Familieneinkommen mit Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert sind. Durch die Gewährung von Zuschüssen zu den Sozialversicherungsbeiträgen soll die Initiative die finanzielle Belastung mindern und sicherstellen, dass Frauen mit mehreren Kindern Zugang zu wichtigen Leistungen der sozialen Sicherheit haben.
Konkret hat die albanische Regierung auf der Grundlage ihres Beschlusses Nr. 751 und der Richtlinie Nr. 670 vom Dezember 2022 ein Programm zur Unterstützung arbeitsloser Frauen mit drei oder mehr Kindern unter 18 Jahren, von denen mindestens eines unter fünf Jahren ist, und einem Familieneinkommen von höchstens 100.000 albanischen Lek pro Monat eingerichtet. Das Programm zahlt für diese Frauen die Sozial- und Krankenversicherungsbeiträge während der ersten fünf Lebensjahre des dritten Kindes und reagiert damit auf Herausforderungen wie etwa Schwierigkeiten bei der Suche oder Beibehaltung eines Arbeitsplatzes aufgrund von Kinderbetreuungspflichten, niedrigere Löhne für Frauen und fehlende Deckung durch die soziale Sicherheit während der Zeit der Kinderbetreuung.
Die Umsetzung des besonderen Schutzprogramms beinhaltet ein vereinfachtes Antragsverfahren über das staatliche Portal e-Albania. Die Leistungsempfängerinnen stellen ihren Antrag online, wobei ihre Angaben automatisch aus dem elektronischen Personenstands- und Steuerregister übernommen werden. Dieses effiziente Verfahren vereinfacht die Antragstellung und gewährleistet eine rasche Bereitstellung der Unterstützung für die anspruchsberechtigten Frauen. Darüber hinaus werden das Alter der Kinder und das Familieneinkommen monatlich überprüft, um die Anspruchsberechtigung zu kontrollieren und den Missbrauch von Leistungen zu verhindern.
Das Programm hat sich positiv ausgewirkt: Bereits im ersten Monat wurden Sozial- und Krankenversicherungsbeiträge für 5 210 arbeitslose Frauen gezahlt. Bis August 2023 profitierten insgesamt 7 233 arbeitslose Frauen von dem Programm. Der besondere Schutz für arbeitslose Frauen zielt darauf ab, die Beschäftigungs- und Sozialpolitik miteinander zu verzahnen, die erforderliche Rechtsgrundlage für die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen und dazu beizutragen, dass alle Bürgerinnen und Bürger durch die soziale Sicherheit gedeckt sind.
Familienzeit zwischen den Eltern aufteilen Konzentration auf die Fakten – Kela, Finnland
Die finnische Sozialversicherungsanstalt (Kansaneläkelaitos – Kela) hat ein Projekt zur Unterstützung der im Jahr 2022 eingeführten Reform der Familienzeit entwickelt. Ziel der Reform war es, eine ausgewogenere Aufteilung der Familienzeit und der Kinderbetreuungspflichten zwischen den Eltern zu fördern und die Gleichstellung der Geschlechter auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen. Finanzielle Bedenken hielten Väter jedoch häufig davon ab, die ihnen zur Verfügung stehende Familienzeit in vollem Umfang in Anspruch zu nehmen.
Die gute Praxis zielte vor allem darauf ab, Eltern in die Lage zu versetzen, fundierte Entscheidungen im Zusammenhang mit der Familienzeit zu treffen, die Gleichstellungsziele zu fördern und das Bewusstsein für die finanziellen Auswirkungen der Aufteilung der Elternzeit zu schärfen.
Zu diesem Zweck hat Kela einen einfach zu bedienenden Online-Rechner entwickelt, mit dem Eltern die finanziellen Auswirkungen einer Aufteilung der Familienzeit abschätzen (Sozialversicherungsanstalt, Finnland, 2024) und die finanziellen Auswirkungen verschiedener Familienzeitregelungen vergleichen können. Das erste Tool dieser Art wurde in Finnland im Februar 2023 eingeführt. Es kombiniert Daten aus verschiedenen Online-Rechnern, die von Kela und der finnischen Steuerverwaltung angeboten werden. Dieses innovative Tool berechnet die Leistungen und die steuerlichen Folgen zugleich und ermöglicht den Eltern ein besseres Verständnis ihrer finanziellen Situation während der Familienzeit (Sozialversicherungsanstalt, Finnland, o. D.).
Das Projekt hat gezeigt, dass es selbst bei einem erheblichen Einkommensunterschied zwischen den Eltern in der Regel für den besser verdienenden Elternteil finanziell vorteilhaft ist, die Familienzeit in vollem Umfang in Anspruch zu nehmen. Die Vorteile der Aufteilung der Familienzeit können sich auf Tausende von Euro belaufen und ermöglichen so eine gleichmäßigere Aufteilung der Betreuungspflichten im Einklang mit den Zielen der Reform.
Das Tool wurde mit 50 bis 100 Nutzern pro Tag gut angenommen und hat sich als nützlich für Eltern und Fachleute erwiesen, die eindeutige Informationen zur Elternzeit und den damit verbundenen Leistungen benötigen. Der Erfolg des Projekts hat bewirkt, dass für 2024 eine Übersetzung der Benutzeroberfläche ins Schwedische und Englische geplant ist, und es wird erwogen, den Rechner als Open-Source-Software zu veröffentlichen.
Diese Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig es ist, ein Gleichgewicht zwischen komplexen Berechnungen und Benutzerfreundlichkeit herzustellen, und wie sehr es notwendig ist, Fachleute des Leistungssystems in die Softwareentwicklung einzubeziehen. In diesem Sinne wurden bei der Entwicklung des Rechners die Leitlinien der IVSS über Kommunikation von Verwaltungen der sozialen Sicherheit (IVSS, 2022a) sowie die Leitlinien der IVSS über Informations- und Kommunikationstechnologie (IVSS, 2022b) berücksichtigt.
Mit der Initiative wurden die Ziele einer fundierten Entscheidungsfindung, der Förderung der Gleichstellung und der Sensibilisierung der Öffentlichkeit erreicht - allesamt wichtige Voraussetzungen für den Erfolg eines umfassenderen, gleichstellungsorientierten politischen Systems.
Erhalt und Ausbau von Betreuungsplätzen in Kitas – Kompetenzzentrum für die Betreuung von Kleinkindern – CNAF, Frankreich
Die Landeskasse für Familienzulagen (Caisse nationale des allocations familiales – CNAF) hat im Jahr 2022 einen Dienst zur Förderung des Erhalts und Ausbaus von Betreuungsplätzen in Kitas – sogenannten „crèches“ ins Leben gerufen (Landeskasse für Familienzulagen, 2024a).
Kindertagesstätten sind die bevorzugte Betreuungsform junger Eltern in Frankreich, doch es fehlen derzeit etwa 200 000 Plätze für die Betreuung von Kleinkindern. Angesichts dieser Problematik hat die CNAF das Kompetenzzentrum für die Betreuung von Kleinkindern (Centre d’expertise pour l’accueil du jeune enfant – CEPAJE) ins Leben gerufen. Das CEPAJE ist ein Ressourcenzentrum, das sich aus vier Fachberatern mit unterschiedlichen Fachkenntnissen im Zusammenhang mit der Einrichtung von Kindertagesstätten zusammensetzt. Diese bieten technische Unterstützung und Beratung für das Netzwerk der Kassen für Familienzulagen (Caisses d'allocations familiales – CAF), die Hauptgeldgeber für Kindertagesstätten sind.
Die Arbeit des CEPAJE ist auf die Bedürfnisse der CAFs zugeschnitten und deckt alle Phasen des Aufbaus einer Kindertagesstätte ab: von der Bestandsaufnahme über die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten, die Beratung im Hinblick auf die Räumlichkeiten, die Zusammenstellung des Teams und die Wahl der geeigneten Betriebsform. Das Kompetenzzentrum organisiert auch Vorträge und Webinare, um das Bewusstsein für bestimmte Themen zu schärfen.
Die Schaffung des CEPAJE hat positive Ergebnisse hervorgebracht, wie etwa die Förderung von sieben Projekten zur Errichtung von Kindertagesstätten, die Durchführung von acht themenbezogenen Schulungen, fünf Webinaren und den Austausch über innovative Praktiken im Rahmen von Gesprächen mit 20 Kindertagesstätten („crèches“). Die Initiativen des CEPAJE stehen im Einklang mit einigen der Leitlinien der IVSS über administrative Lösungen für die Deckungsausweitung (IVSS, 2022c) sowie mit einigen der Leitlinien der IVSS über Kommunikation von Verwaltungen der sozialen Sicherheit (IVSS, 2022a).
Interaktiver Rundgang zum Thema Geburt – CNAF, Frankreich
Um Eltern bei der Suche nach den verfügbaren Leistungen zu unterstützen, hat die Landeskasse für Familienzulagen (Caisse nationale des allocations familiales – CNAF) in Frankreich einen interaktiven Rundgang entwickelt. Dieses Tool ist seit 2023 in Betrieb und soll Eltern und zukünftigen Eltern helfen, sich angesichts der verschiedenen verfügbaren Unterstützungsleistungen zurechtzufinden. (Landeskasse für Familienzulagen, 2024b).
Das Tool kann über die Seite „Ich erwarte ein Kind“ („J’attends un enfant“) auf der Website caf.fr aufgerufen werden. Es liefert gezielte, personalisierte Informationen auf der Grundlage der Antworten des Nutzers auf einige wenige Fragen. Anhand der Antworten werden die Nutzer an die entsprechende Stelle weitergeleitet, um Formulare auszufüllen, sich über ihre Rechte zu informieren oder einen persönlichen Termin zu vereinbaren. Das Tool leitet die Nutzer auch zu Online-Informationsblättern über verschiedene verfügbare Dienstleistungen weiter.
Bei nahezu 2 000 Geburten pro Tag gibt es viele Familien, die auf Unterstützung angewiesen sind. Gleichzeitig verändern sich die Familienmodelle in Frankreich stark. Das Tool soll Eltern und werdenden Eltern den Zugang zu Informationen und Ansprüchen erleichtern und bietet personalisierte Unterstützung von der Schwangerschaft bis zum dritten Geburtstag des Kindes.
Es ist innovativ, da es die Inhalte auf die Situation der jeweiligen Familie abstimmt und 160 mögliche Kombinationen von Antworten und entsprechenden Dienstleistungen der CAFs und ihrer Partnerorganisationen bietet. Das Tool wurde von acht CAFs gemeinsam entwickelt, deren Mitarbeitende Erfahrung darin haben, frischgebackene und werdende Eltern bei der Teilnahme am Prozess zu unterstützen.
Mit mehr als 120 000 Aufrufen der interaktiven Seite „Geburt des Kindes“ („Arrivée de l‘enfant“) zwischen Januar und August 2023 wurde das Tool gut angenommen und gilt als erfolgreiche Praxis zur Verbesserung des Zugangs zu Bürgerrechten und zur Bereitstellung umfassender Unterstützung in bestimmten Schlüsselmomenten im Leben der Menschen.
Förderung der regulären Beschäftigung von Frauen (Women-Up) – SSI, Türkiye
In Türkiye führte die Sozialversicherungsanstalt (Sosyal Güvenlik Kurumu – SGK) im Jahr 2021 das Projekt „Maßnahme zur Förderung der regulären Beschäftigung von Frauen (Women-Up)“ durch, um die registrierte Beschäftigung von Frauen auszubauen und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmerinnen zu steigern (Sozialversicherungsanstalt, Türkiye, 2024).
Das Projekt zielt auch darauf ab, die nicht-registrierte Beschäftigung zu bekämpfen, die formelle Beschäftigung von Frauen zu steigern, das weibliche Unternehmertum zu fördern und gleichzeitig das Bewusstsein für die Herausforderungen zu schärfen, denen sich Unternehmerinnen gegenübersehen. Das Projekt richtet sich an junge Unternehmen, die von Arbeitgeberinnen neu gegründet werden und weitere Frauen beschäftigen.
Das Projekt Women-Up zielt darauf ab, die Beteiligung von Frauen am Erwerbsleben und die Beschäftigungsquote von Frauen durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze für Frauen zu erhöhen. Außerdem soll es das weibliche Unternehmertum fördern und die beruflichen Fähigkeiten von Frauen sowie die Beschäftigungsmöglichkeiten ihrer Mitarbeiterinnen verbessern. Diese Initiative stützt sich auf die Leitlinien der IVSS zur Förderung einer nachhaltigen Beschäftigung (IVSS, 2022d).
Das Projekt wird in sieben Provinzen in Türkiye umgesetzt. Das Ziel besteht in der finanziellen Unterstützung von monatlich 4 000 Arbeitgeberinnen, damit sie eine zusätzliche weibliche Arbeitskraft einstellen können. Im Rahmen des Projekts erhalten Arbeitgeberinnen maximal 20 Monate lang Zuschüsse bis zur Höhe des Nettobetrags des Mindestlohns, wobei 65 Prozent der Kosten dieses Mindestlohns für die Arbeitgeberin nicht überschritten werden dürfen.
Das Projekt umfasst auch Sensibilisierungsmaßnahmen und Forschungsaktivitäten. Die Leistungsempfänger, insbesondere Arbeitgeberinnen und Arbeitnehmerinnen, Nichtregierungsorganisationen und andere Beteiligte profitieren von den Forschungs- und Unterstützungsmaßnahmen. Anhand der Ergebnisse werden Empfehlungen für die künftige Politik gegeben.
Das Projekt war insgesamt ein Erfolg und wird sich voraussichtlich nachhaltig auf die Beschäftigung von Frauen in der Türkei auswirken. Es wird erwartet, dass nach Abschluss des Projekts etwa 16 000 Frauen von den Maßnahmen profitiert haben werden, einschließlich der Arbeitgeberinnen und ihrer im System der sozialen Sicherheit erfassten Arbeitnehmerinnen. Laut einer Umfrage unter 1 626 Arbeitgeberinnen, die von dem Projekt profitiert haben, erwägen fast 70 Prozent dieser Arbeitgeberinnen, ihre Arbeitnehmerinnen nach Ablauf der Förderung einzustellen. Das Projekt wird im Jahr 2024 fortgesetzt und soll noch weiter verlängert werden.
Institution | Erzielte Ergebnisse |
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Anstalt für Sozialversicherung, Albanien | Besonderer Schutz für arbeitslose Frauen
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Sozialversicherungsanstalt, Finnland | Familienzeit zwischen den Eltern aufteilen – Konzentration auf die Fakten
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Landeskasse für Familienzulagen, Frankreich | Ein Dienst zur Förderung des Erhalts und Ausbaus von Betreuungsplätzen in Kitas Bis Juli 2023 hat das CEPAJE folgende Ergebnisse erzielt:
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Landeskasse für Familienzulagen, Frankreich | Interaktiver Rundgang zum Thema Geburt
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Sozialversicherungsanstalt, Türkiye | Maßnahme zur Förderung der regulären Beschäftigung von Frauen (Women-Up)
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Entscheidende Erfolgsfaktoren
Zusammengenommen verdanken die oben genannten Initiativen in Albanien, Finnland, Frankreich und der Türkei ihren Erfolg einer Kombination aus verschiedenen Faktoren, zu denen ein hohes Maß an staatlicher Unterstützung, die Entwicklung personalisierter Informationen und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, die aktive Nutzung von Digitalisierung und Innovation sowie ein günstiges politisches und institutionelles Umfeld zählen.
- Staatliche Unterstützung: Alle vier Projekte werden von ihren jeweiligen Regierungen gefördert, so dass die notwendigen Ressourcen und Befugnisse für die Umsetzung ihrer Initiativen sichergestellt sind. In Albanien war die staatliche Unterstützung bei der Bereitstellung eines besonderen Schutzes für arbeitslose Frauen mit drei oder mehr Kindern entscheidend für den Erfolg des Projekts (Anstalt für Sozialversicherung, 2024). In Finnland wurde eine Reform der Familienzeit eingeführt, um eine gleichmäßigere Aufteilung von Familienzeit und Kinderbetreuungspflichten zwischen den Eltern zu fördern. Das Engagement der Regierung zugunsten der Gleichstellungsziele im Rahmen der finnischen Reform der Familienzeit war ein Schlüsselfaktor für den Erfolg des Projekts (Sozialversicherungsanstalt, Finnland, 2024). In Frankreich unterstützt das CNAF die Schaffung von neuen Betreuungsplätzen in Kindertagesstätten. Das staatliche Ziel, Eltern und werdenden Eltern den Zugang zu Informationen und Ansprüchen zu erleichtern, trug wesentlich zum Erfolg des Projekts bei (Landeskasse für Familienzulagen, 2024a). In Türkiye gewährt die Regierung Arbeitgeberinnen eine direkte finanzielle Unterstützung, wenn diese weitere weibliche Arbeitskräfte einstellen. Dies zeugt von einem großen Engagement für den Erfolg des Projekts (Sozialversicherungsanstalt, Türkiye, 2024).
- Personalisierte Informationen und Sensibilisierung: Alle Projekte setzen auf die Bereitstellung personalisierter Informationen und die Sensibilisierung der Menschen. In Albanien lieferte das Projekt eindeutige Informationen zu den Vorteilen und dem Antragsverfahren. Dadurch wurden die potenziellen Leistungsempfänger für das Thema sensibilisiert und erhielten Unterstützung bei der Antragstellung (Anstalt für Sozialversicherung, 2024). In Finnland hilft der Online-Rechner Eltern, fundierte Entscheidungen im Zusammenhang mit der Aufteilung der Familienzeit zu treffen, indem er ihre Annahmen zur optimalen Verteilung von Zeit und Ressourcen auf den Prüfstand stellt (Sozialversicherungsanstalt, Finnland, 2024). In Frankreich organisiert das CEPAJE Präsentationen und Webinare für das gesamte Netzwerk, um das Bewusstsein für bestimmte Themen zu schärfen (CNAF, Frankreich, 2024a), während der „Interaktive Rundgang zum Thema Geburt“ gezielte Informationen basierend auf der Situation der jeweiligen Familie liefert (CNAF, Frankreich, 2024b). Dies führte zu einer stärkeren Sensibilisierung der potenziellen Leistungsempfänger für ihre Rechte und die ihnen zustehenden Leistungen. In der Türkei bietet das Projekt eindeutige Informationen über die Vorteile und das Antragsverfahren, einschließlich der Zuschüsse für Arbeitgeberinnen. Sensibilisierungskampagnen und Schulungsprogramme waren Schlüsselfaktoren für den Erfolg des Projekts, da sie den Frauen halfen zu verstehen, welche Vorteile das Programm bietet und wie sie daran teilnehmen können (Sozialversicherungsanstalt, Türkiye, 2024).
- Digitalisierung und Innovation. Bei allen Projekten werden digitale Plattformen und innovative Lösungen eingesetzt, um die Dienstleistungen leichter zugänglich und effizienter zu gestalten, wobei das Nutzererlebnis bei der Konzeption im Vordergrund steht. In Albanien wird das Antragsverfahren durch das staatliche Portal e-Albania vereinfacht (Anstalt für Sozialversicherung, 2024). In Finnland wurde ein einfach zu bedienender Online-Rechner mit einer benutzerfreundlichen Oberfläche entwickelt, um den Eltern dabei zu helfen, die finanziellen Auswirkungen einer Aufteilung der Familienzeit zu verstehen. Die Praxis in Finnland zeigt den erfolgreichen Einsatz von Technologie und datengestützter Entscheidungsfindung, um eine gerechte Verteilung der Familienzeit zu fördern, die Gleichstellung der Geschlechter voranzutreiben und den Eltern wertvolle finanzielle Einblicke zu geben (Sozialversicherungsanstalt, Finnland, 2024). Im Rahmen des Projekts in Frankreich wurde ein interaktives Tool entwickelt, das personalisierte Informationen liefert (Landeskasse für Familienzulagen, 2024b). In der Türkei wurde im Rahmen des Projekts eine Maßnahme zur Förderung der regulären Beschäftigung von Frauen (Women-Up) entwickelt, bei der der Schwerpunkt auf benutzerfreundlichen Prozessen liegt (Sozialversicherungsanstalt, Türkiye, 2024).
- Die Governance und die institutionelle Kapazität der mit der Durchführung betrauten Organisationen waren entscheidend für die erfolgreiche Durchführung und Akzeptanz der Projekte. Darüber hinaus wurde der Rechner, mit dem Eltern die finanziellen Auswirkungen einer Aufteilung der Familienzeit in Finnland abschätzen können, von den Mitarbeitenden der Sozialversicherungsanstalt (KELA) entwickelt (Sozialversicherungsanstalt, Finnland, 2024), und Mitarbeitende der Landeskasse für Familienzulagen (CNAF) waren an der Entwicklung des „Interaktiven Rundgangs zum Thema Geburt“ beteiligt (Nationaler Fonds für Familienbeihilfen, 2024b). Dies macht auch deutlich, wie wichtig es ist, bei der Konzeption von Dienstleistungen auf das Fachwissen der Mitarbeitenden mit Kundenkontakt zurückzugreifen, die mit den Lebensumständen und Bedürfnissen unterschiedlicher Familien am besten vertraut sind.
Diese Faktoren haben nicht nur zur erfolgreichen Durchführung und Akzeptanz aller Projekte beigetragen, was zu einer breiten Anwendung und positiven Rückmeldungen der Nutzer führte, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Familien und der Steigerung der Beschäftigungsfähigkeit von Frauen gespielt.
Schlussbemerkungen
Die in diesem Artikel vorgestellten Initiativen verdeutlichen einige praktische Ansätze zur Förderung von Frauen und Familien in unterschiedlichen nationalen Umfeldern. Die Maßnahmen spiegeln die gemeinsamen Bemühungen zur Bewältigung der Herausforderungen wider, mit denen berufstätige Frauen sowie Familien im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben konfrontiert sind. Sie unterstreichen die Bedeutung sozialer Unterstützungssysteme für die Förderung der Geschlechtergleichstellung und des Wohlergehens von Familien.
Die Initiativen in Albanien, Finnland, Frankreich und Türkiye zeigen eine Reihe innovativer Maßnahmen, von der finanziellen Unterstützung für Unternehmerinnen bis hin zu Zuschüssen zu Sozialversicherungsbeiträgen für benachteiligte Frauen mit Kindern. Die Ansätze der einzelnen Länder spiegeln die jeweiligen sozioökonomischen Gegebenheiten und politischen Prioritäten wider und unterstreichen die Notwendigkeit maßgeschneiderter Lösungen für die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und Familien. Diese Aspekte machen deutlich, dass starke institutionelle Kapazitäten für die wirksame Umsetzung einer umfassenden, inklusiven und gleichstellungsorientierten Sozialpolitik zusammen mit einem förderlichen rechtlichen Rahmen und einer universellen Deckung durch die soziale Sicherheit von entscheidender Bedeutung sind.
Bei der Bewältigung der Komplexität von Geschlechtergleichstellung, Familienunterstützung und sozialer Inklusion bieten die aus dieser Praxis gezogenen Lehren wertvolle Erkenntnisse für politische Entscheidungsträger, Fachleute und Fürsprecher, die sich für eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft einsetzen. Durch die Weitergabe von Beispielen guter Praxis, den Austausch von Wissen und die Förderung der Zusammenarbeit können wir die Stärkung der Rolle der Frau weiter vorantreiben, die Widerstandsfähigkeit von Familien stärken und inklusivere Gemeinschaften aufbauen. Darüber hinaus haben das Wissen der IVSS in diesem Bereich (IVSS; 2022e, 2019) und die Unterstützung des Übergangs der Menschen (IVSS, 2024) zur Entwicklung dieser Art von Initiativen beigetragen.
Für die Zukunft ist es von entscheidender Bedeutung, auf den Erfolgen dieser Initiativen aufzubauen, die festgestellten Herausforderungen und Lücken zu bewältigen und eine kontinuierliche Verbesserung unserer Bemühungen zur Unterstützung von Frauen und Familien anzustreben. Indem wir die in dieser Analyse aufgezeigten Erfahrungen und bewährten Verfahren nutzen, können wir gemeinsam auf eine gerechtere, solidarischere und inklusivere Zukunft für alle hinarbeiten.
Referenzen
Anstalt für Sozialversicherung. 2024. Besonderer Schutz für arbeitslose Frauen / Soziale Sicherheit für Frauen, die aufgrund der Betreuung minderjähriger Kinder arbeitslos sind (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
Europäische Union. 2019. „Richtlinie (EU) 2019/1158 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Juni 2019 zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern und pflegende Angehörige und zur Aufhebung der Richtlinie 2010/18/EU des Rates“, in Amtsblatt der Europäischen Union, 12. Juli.
IVSS. 2019. Gleichstellung der Geschlechter und familienpolitische Maßnahmen: Faktoren und Auswirkungen. Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
IVSS. 2022a. ISSA Guidelines on communication by social security administration. Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
IVSS. 2022b. Leitlinien der IVSS über Informations- und Kommunikationstechnologie. Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
IVSS. 2022c. Leitlinien der IVSS über administrative Lösungen für die Deckungsausweitung. Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
IVSS. 2022d. Leitlinien der IVSS zur Förderung einer nachhaltigen Beschäftigung. Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
IVSS. 2022e. Begleitung von Brüchen in Familien: Notwendigkeit, Ansätze und Auswirkungen. Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
IVSS. 2023. Gender-responsive service delivery in social security (Webinar). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
IVSS. 2024. Datenaustausch und Koordination zur Unterstützung des Übergangs der Menschen in Europa. Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
Landeskasse für Familienzulagen. 2024a. Ein Dienst zur Förderung des Erhalts und Ausbaus von Betreuungsplätzen in Kitas / Begleitung durch das Kompetenzzentrum für die Betreuung von Kleinkindern (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
Landeskasse für Familienzulagen. 2024b. Interaktiver Rundgang zum Thema Geburt (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
Sozialversicherungsanstalt, Finnland. (o.D.). Family leave calculator. Helsinki.
Sozialversicherungsanstalt, Finnland. 2024. Familienzeit zwischen den Eltern aufteilen: Konzentration auf die Fakten - Wie ein leicht zu bedienender Online-Rechner Familien dabei helfen kann, bessere Entscheidungen zur Familienzeit zu treffen (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.
Sozialversicherungsanstalt, Türkiye. 2024. Maßnahme zur Förderung der regulären Beschäftigung von Frauen (Women-Up) (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.