Analyse

Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen in Amerika

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Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen in Amerika

Der Beitragseinzug und die Einhaltung der Bestimmungen spielen eine zentrale Rolle in der sozialen Sicherheit, da sie helfen, die Tragfähigkeit der Systeme der sozialen Sicherheit aufrechtzuerhalten und eine höhere Deckung der Beschäftigten zu erreichen. In den Leitlinien der IVSS über Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen (IVSS, 2019) heißt es: „Die fristgerechte und vollständige Zahlung von Beiträgen durch und für die Versicherten ist nötig, wenn sie einen Rechtsanspruch auf Leistungen erhalten sollen.“

Der Beitragseinzug umfasst verschiedene Prozesse, die unterteilt werden können in Prozesse im Zusammenhang mit der freiwilligen Einhaltung der Bestimmungen und Prozesse, die der Kontrolle der Einhaltung der Bestimmungen dienen (Tabelle 1). Die erste Gruppe umfasst Prozesse, die sich mit der Registrierung der Beitragszahler, der Festlegung der Beitragssätze, der Validierung der Beiträge, dem Einzug und der Verbuchung der Beiträge und dem Schuldenmanagement und Schuldenverhandlungen befassen. Die zweite Gruppe umfasst die Ermittlung von Schulden, die Verwaltung strafrechtlicher Verfolgungen, wenn die freiwillige Einhaltung nicht erfolgt ist, und die Betrugsbekämpfung gemäß einem Risikomanagement, um die Einhaltung der Beitragspflicht sicherzustellen (IVSS, 2019).

Tabelle 1. Prozesse für den Beitragseinzug und die Einhaltung der Bestimmungen
Freiwillige Einhaltung der Bestimmungen
Betriebsprozesse
Registrierung
Festlegung der Beitragssätze
Validierung der Beiträge
Einzug und Verbuchung der Beiträge
Schuldenmanagement und Schuldenverhandlung
Kontrolle der Einhaltung der Bestimmungen Ermittlung von Schulden
Verwaltung strafrechtlicher Verfolgungen
Betrugsbekämpfung

Einen Überblick über die Herausforderungen bei der Umsetzung eines derartigen Systems lieferte die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) mit der Publikation der Leitlinien der IVSS über Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen. In diesen geht es um die Aspekte Governance und Management, Strategie, Betriebsprozesse, Betrugsbekämpfung, Koordination mit externen Organisationen, Förderung des Wissens, eine Kultur der Einhaltung der Bestimmungen sowie Evaluation und kontinuierliche Anpassung.

Erfahrungen mit der Umsetzung von Prozessen für den Beitragseinzug und für die Einhaltung der Bestimmungen

In diesem Artikel geht es um relevante Erfahrungen von Institutionen der sozialen Sicherheit Amerikas, die Empfehlungen aus den Leitlinien umgesetzt haben, um die freiwillige Einhaltung der Bestimmungen zu verbessern. Die eingeleiteten Verbesserungen werden beschrieben, und es wird erwähnt, auf welche Maßnahmen in den Leitlinien dabei Bezug genommen wurde. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass diese Liste nicht alle Maßnahmen enthält, da nur diejenigen Leitlinien erwähnt werden, die mit der präsentierten guten Praxis oder dem verfügbaren Material im Zusammenhang stehen.

Argentinien

Die argentinische Bundesverwaltung der Staatseinnahmen (Administración Federal de Ingresos Públicos – AFIP) hatte sich zum Ziel gesetzt, die Verpflichtungen der Arbeitgeber zu vereinfachen und ihre interne administrative Belastung zu senken, ohne dabei die Qualität und Konsistenz der gelieferten Daten zu beeinträchtigen (Bundesverwaltung der Staatseinnahmen, 2021).

Zu diesem Zweck entwickelte die Bundesverwaltung der Staatseinnahmen ein Modell mit einer zentralen Anlaufstelle, über die die Beitragszahler durch Übermittlung einer einzigen Datei pro Monat alle ihre Verpflichtungen erfüllen können (Bundesverwaltung der Staatseinnahmen, 2016). Durch die einmalige digitale Einreichung zusammen mit Sicherheitsgarantien, die die Echtheit und Unveränderbarkeit der Daten sicherstellen, entfällt die Notwendigkeit, dieselben Daten an mehrere Behörden oder im Papierformat abliefern zu müssen. Das neue System wird im Sinne der Einfachheit durch eine Internetanwendung unterstützt, über die sich die Dateien gegen eine Empfangsbestätigung hochladen lassen, was die freiwillige Einhaltung der Bestimmungen fördert und den Beschäftigten einen zusätzlichen Zugang zu den deklarierten Angaben ermöglicht.

Diese Entwicklung beruht auf einem System zur Vereinfachung von Akten (Simplificación Registral) (Bundesverwaltung der Staatseinnahmen, 2012), das gemeinsam mit dem Ministerium für Arbeit, Beschäftigung und soziale Sicherheit und mit Unterstützung der übrigen Akteure der sozialen Sicherheit entwickelt wurde. Dieses System erlaubt einen Datenaustausch mit den Beitragszahlern und weiteren Behörden. Es dient als zentraler gemeinsamer Knotenpunkt verschiedener Institutionen, die auf der Grundlage der erhobenen Daten neue Anwendungen entwickeln können. Es bietet auch eine Authentifizierung mit demselben Passwort, das die Bürger bereits für die Steuerbehörde verwenden („Clave Fiscal“), sowie sichere Kommunikationskanäle.

Dank der Vereinfachung der Verfahren rund um die Dateneingabe und Datenaktualisierung konnten die administrativen Kosten sowohl für die Beitragszahler als auch für die staatliche Seite gesenkt werden, da die neuen Verfahren schneller und rund um die Uhr online verfügbar sind.

Tabelle 2. Wichtigste Leitlinien, auf die sich die argentinische Bundesverwaltung der Staatseinnahmen bezogen hat
Strategie Leitlinie 3 Erarbeitung einer Strategie
Leitlinie 4 Entwurf einer Strategie zur Sicherstellung der Kohärenz zwischen Beiträgen und erwarteten Leistungen
Leitlinie 5 Entwicklung eines systematischen Risikomanagements und einer proaktiven Strategie zur Einhaltung der Bestimmungen
Leitlinie 6 Unterstützung einer wirksamen Ausweitung der Deckung der beitragspflichtigen sozialen Sicherheit
Betriebsprozesse Leitlinie 9 Registrierung der Beitragszahler
Betrugsbekämpfung Leitlinie 15 Strategie für das Betrugs- und Fehlerrisikomanagement
Leitlinie 16 Automatisiertes System für die Rechnungsprüfung und Betrugsbekämpfung
Koordination mit externen Organisationen Leitlinie 18 Implementierung eines systematischen Datenaustauschs mit Trägern, die über ein offizielles Mandat verfügen
Leitlinie 19 Datenaustausch mit anderen externen Organisationen

Ebenfalls in Argentinien entwickelte die Renten- und Pensionskasse der Provinz Córdoba (Caja de Jubilaciones, Pensiones y Retiros), ein Mitglied des Föderalen Sozialversicherungsrats (Consejo Federal de Previsión Social – COFEPRES), ein neues Beitragseinzugssystem, mit dem sie die ineffiziente manuelle Methode zur Deklaration der Löhne und Bestimmung der Beitragssätze ersetzte. Zuvor waren die Informationen auch häufig zu spät übermittelt worden, was zu Verzögerungen beim Einzug und zu Schwierigkeiten bei der Durchsetzung von Kontrollen führte, so dass die Informationen sehr unzuverlässig waren.

Das neue integrierte Rentensystem von Córdoba (Sistema Integral de Jubilaciones de Córdoba) umfasst eine Überwachung und Validierungskontrollen, und es bietet Arbeitgebern verschiedene Kommunikationskanäle und eine Verbindung zum Managementsystem der Institution, um die Vollständigkeit und Korrektheit der Daten sicherzustellen (Föderaler Sozialversicherungsrat, 2020).

Dank des eingeführten neuen Systems ist der Einzug der Rentenbeiträge wirksamer und effizienter geworden. Aufgrund technologischer Innovationen sind Papierdokumente nicht mehr nötig. Die Datenqualität, die Überwachung von Zahlungsrückständen und die Einleitung proaktiver Maßnahmen zur Vermeidung derartiger Rückstände wurden verbessert.

Der Föderale Sozialversicherungsrat setzte sich zum Ziel, 100 Prozent der Beitragsdeklarationen pünktlich online abzuwickeln. Die Deklarationen werden nun allesamt elektronisch eingereicht, und 2020 gingen 95 Prozent fristgerecht ein.

Tabelle 3. Wichtigste Leitlinien, auf die sich die Renten- und Pensionskasse der Provinz Córdoba bezogen hat
Strategie Leitlinie 3 Erarbeitung einer Strategie
Leitlinie 4 Entwurf einer Strategie zur Sicherstellung der Kohärenz zwischen Beiträgen und erwarteten Leistungen
Leitlinie 5 Entwicklung eines systematischen Risikomanagements und einer proaktiven Strategie zur Einhaltung der Bestimmungen
Leitlinie 6 Unterstützung einer wirksamen Ausweitung der Deckung der beitragspflichtigen sozialen Sicherheit
Betriebsprozesse Leitlinie 9 Registrierung der Beitragszahler
Leitlinie 13 Management der Schulden von Beitragszahlern und Arbeitgebern

Guatemala

Die Anstalt für soziale Sicherheit Guatemalas (Instituto Guatemalteco de Seguridad Social – IGSS) führte ein Innovationsprogramm ein, um die zuvor im Wesentlichen papierbasierten Beitragseinzugsprozesse zu modernisieren und zu automatisieren, da sie auf Instrumenten mit älteren Technologien beruhten und aufgrund fehlender Hilfsmittel Zahlungsverzögerungen nur sehr eingeschränkt nachverfolgt werden konnten. Dies hatte nicht nur Informationen schlechter Qualität zum Ergebnis, da es an Validierungen mangelte und Daten oft unvollständig waren, sondern auch der Betrug wurde dadurch begünstigt (Anstalt für soziale Sicherheit Guatemalas, 2009).

Das Innovationsprogramm umfasste ein integriertes Einzugs- und Managementsystem (Sistema Integrado de Recaudación y Gestión) zur Verbesserung der Beitragskontrolle, eine zentrale Datenbank für Mitglieder und Arbeitgeber (Registro Único de Afiliados y Patronos) mit effizienteren und kostengünstigeren Einzugsmethoden sowie eine wirksamere Kontrolle der Mitgliederdatenbank. Auch wurde ein digitales System zur Aufzeichnung der Lohnhistorie und zur Generierung eines Beitragskontos für jede und jeden Beschäftigten umgesetzt. Alle diese Systeme beruhen auf modernen Technologien und asynchronen Integrationsverfahren, so dass sie mit den Beitragseinzugsstellen und den anderen am Prozess beteiligten Behörden verknüpft werden können.

Ein Pilotprojekt mit 48 Arbeitgebern wurde gestartet, und 3,9 Millionen guatemaltekische Quetzal (GTQ) wurden eingezogen, individuelle Konten für 6 466 Beschäftigte wurden eingerichtet und drei Banken begannen, Beiträge über Online-Banking einzuziehen. So konnten Schulden in Höhe von 96 Millionen GTQ eingezogen werden.

Tabelle 4. Wichtigste Leitlinien, auf die sich die Anstalt für soziale Sicherheit Guatemalas bezogen hat
Strategie Leitlinie 3 Erarbeitung einer Strategie
Leitlinie 4 Entwurf einer Strategie zur Sicherstellung der Kohärenz zwischen Beiträgen und erwarteten Leistungen
Leitlinie 5 Entwicklung eines systematischen Risikomanagements und einer proaktiven Strategie zur Einhaltung der Bestimmungen
Leitlinie 6 Unterstützung einer wirksamen Ausweitung der Deckung der beitragspflichtigen sozialen Sicherheit
Betriebsprozesse Leitlinie 9 Registrierung der Beitragszahler
Leitlinie 11 Aufzeichnung der auf das Sozialversicherungskonto eines Beitragszahlers eingezahlten Beiträge
Betrugsbekämpfung Leitlinie 15 Strategie für das Betrugs- und Fehlerrisikomanagement

Peru

Die peruanische Derrama Magisterial, eine Institution der sozialen Sicherheit für Lehrkräfte, setzte sich zum Ziel, die für den Beitragseinzug eingesetzten manuellen Verfahren durch neue Verfahren zu ersetzen. Dazu entwickelte sie ein System für den fristgerechten und zuverlässigen Einzug von Beiträgen, das die Bearbeitungszeit verringern und weniger Beschwerden aufgrund abweichender Beträge verursachen sollte. Das System liefert nun auch korrekte und aktuelle Informationen zum Status der individuellen Beitragskonten (Derrama Magisterial, 2018).

Die Zeit für die Generierung einer Lohnabrechnung konnte um 90 Prozent und die Zeit für den Download um 50 Prozent gesenkt werden. Die Zahl der abgewiesenen Lohnabrechnungen fiel auf nur ein Prozent, und die Zahl der Beschwerden und Klagen sank drastisch, so dass 2019 nur 35 Beschwerden verzeichnet wurden.

Tabelle 5. Wichtigste Leitlinien, auf die sich die peruanische Derrama Magisterial bezogen hat
Strategie Leitlinie 3 Erarbeitung einer Strategie
Leitlinie 4 Entwurf einer Strategie zur Sicherstellung der Kohärenz zwischen Beiträgen und erwarteten Leistungen
Leitlinie 6 Unterstützung einer wirksamen Ausweitung der Deckung der beitragspflichtigen sozialen Sicherheit
Betriebsprozesse Leitlinie 8 Beschreibung eines Modells für die wichtigsten Betriebsprozesse und Informationsflüsse
Leitlinie 9 Registrierung der Beitragszahler
Leitlinie 10 Festlegung der Beitragssätze und Rechnungsstellung
Leitlinie 14 Angebot von Online-Dienstleistungen zur Erleichterung des Beitragseinzugs und der Einhaltung der Bestimmungen

Saint Vincent und Grenadinen

2009 beschlossen die Landesversicherungsdienste (National Insurance Services – NIS) von Saint Vincent und den Grenadinen, ein internetbasiertes Beitragseinzugssystem einzuführen. Sie entwickelten die Anwendung e-Submit+, mit der Deklarationen jederzeit online über eine nutzerfreundliche Schnittstelle getätigt werden können (Landesversicherungsdienste, 2020). Die Herausforderung für die Landesversicherungsdienste bestand darin, die administrative Belastung und die Kosten von Verfahren zu senken, deren lange Bearbeitungszeiten die Leistungsabwicklung komplizierten.

Die Hauptziele des Projekts lauteten, die Zeit für die Dateneingabe um 80 Prozent zu senken und die Datenqualität zu verbessern, so dass sich die Bearbeitungszeit für eine Leistung von sieben auf drei Tage verringern würde. Der nächste Schritt bestand darin, dass alle Deklarationen elektronisch eingereicht werden sollten.

Dazu wurde eine Kommunikationsstrategie eingeführt, die Schulungen umfasste, in denen den Arbeitgebern die Vorteile des neuen Modells dargelegt wurde, ergänzt durch Videos und Präsenzveranstaltungen. Besonders interessant waren die „e-Submit+-Freitage“, an denen die Arbeitgeber über die Vorteile des e-Submit+-Systems aufgeklärt wurden. Gleichzeitig wurden Anreize für die NIS-Mitarbeitenden geschaffen, um jeden Monat möglichst viele Registrierungen pro Arbeitgeber zu erreichen.

Nach der Einführung lieferte das System sehr positive Ergebnisse. Ungefähr 75 Prozent der Unternehmen meldeten Einsparungen bei den Verwaltungskosten und in der aufgewendeten Zeit der Mitarbeitenden. Zudem erhöhte sich die Einhaltung der Beitragspflicht durch Arbeitgeber dank einer eigenen Software um 58 Prozent. Bei 60 Prozent der Deklarationen wurde auf Seiten der NIS eine schnellere Bearbeitungszeit registriert.

Tabelle 6. Wichtigste Leitlinien, auf die sich die Landesversicherungsdienste von Saint Vincent und den Grenadinen bezogen haben
Strategie Leitlinie 3 Erarbeitung einer Strategie
Leitlinie 6 Unterstützung einer wirksamen Ausweitung der Deckung der beitragspflichtigen sozialen Sicherheit
Betriebsprozesse Leitlinie 9 Registrierung der Beitragszahler
Leitlinie 11 Aufzeichnung der auf das Sozialversicherungskonto eines Beitragszahlers eingezahlten Beiträge
Leitlinie 14 Angebot von Online-Dienstleistungen zur Erleichterung des Beitragseinzugs und der Einhaltung der Bestimmungen

Uruguay

Die Bank für Sozialversicherung (Banco de Previsión Social – BPS) begann bereits Ende der 1990er-Jahre mit einer elektronischen Beitragsdeklaration. Beim damaligen Einzugsmodell wurde jedoch erwartet, dass die Arbeitgeber die Löhne ihrer Angestellten meldeten und Beiträge gemäß ihren eigenen Berechnungen zahlten. Aus diesem Grund waren später Kontrollen erforderlich, um zu prüfen, ob die deklarierten Beträge mit den Zahlungen übereinstimmten, was sich als kostenaufwendig und ineffizient erwies.

Zur Verbesserung der Dienstleistungseffizienz und -qualität passte die Bank für Sozialversicherung ihre Systeme an, um das Modell für die Beitragszahler zu vereinfachen, die Reaktionszeiten zu verbessern und für Gewissheit über die noch ausstehenden Beiträge zu sorgen (Bank für Sozialversicherung, 2020). Die Neugestaltung dieser Dienstleistung beruhte auf drei zentralen Ansätzen: (i) die technologische Modernisierung durch den Einsatz des Internets als hauptsächlichen Kommunikationskanal; (ii) die obligatorische Online-Einreichung der Lohnabrechnungen; (iii) die Berechnung der steuerlichen Verbindlichkeiten in den Systemen der Bank für Sozialversicherung, die den Arbeitgebern Rechtssicherheit über die Höhe ihrer Verpflichtungen gibt.

Der letzte Ansatz erwies sich als der innovativste, da er sowohl die Verantwortung der Beitragszahler als auch der Bank für Sozialversicherung veränderte. Die Beitragszahler sind nun dafür zuständig, ihre Löhne mit korrekten Informationen über ihre Angestellten zu übermitteln, und die Bank für Sozialversicherung ist für die Berechnung der fälligen Beiträge zuständig, indem sie die übermittelten Daten zu prüfen und die entsprechenden Berechnungen vorzunehmen hat. Dadurch konnte auch die Effizienz der Einhaltungskontrollen und Rechnungsprüfungen verbessert werden.

Nach dieser Entwicklung war es im Jahr 2009 in 98 Prozent der Fälle die Bank für Sozialversicherung, welche die Verpflichtungen der sozialen Sicherheit der Unternehmen berechnete. Diese Zahl hat mittlerweile 100 Prozent erreicht.

2017 erhielt die Bank für Sozialversicherung eine Anerkennung der IVSS für ihre Anwendung der Leitlinien der IVSS über Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen.

Tabelle 7. Wichtigste Leitlinien, auf die sich die Bank für Sozialversicherung Uruguays bezogen hat
Strategie Leitlinie 3 Erarbeitung einer Strategie
Leitlinie 4 Entwurf einer Strategie zur Sicherstellung der Kohärenz zwischen Beiträgen und erwarteten Leistungen
Leitlinie 6 Unterstützung einer wirksamen Ausweitung der Deckung der beitragspflichtigen sozialen Sicherheit
Betriebsprozesse Leitlinie 8 Beschreibung eines Modells für die wichtigsten Betriebsprozesse und Informationsflüsse
Leitlinie 9 Registrierung der Beitragszahler
Leitlinie 10 Festlegung der Beitragssätze und Rechnungsstellung
Leitlinie 11 Aufzeichnung der auf das Sozialversicherungskonto eines Beitragszahlers eingezahlten Beiträge
Leitlinie 14 Angebot von Online-Dienstleistungen zur Erleichterung des Beitragseinzugs und der Einhaltung der Bestimmungen

Ebenfalls in Uruguay modernisierte die Renten- und Pensionskasse für das Bankwesen (Caja de Jubilaciones y Pensiones Bancarias – CJPB) ihr Beitragseinzugssystem, indem sie im Wesentlichen ein elektronisches System zur Übermittlung von Lohnabrechnungen einführte.

2008 migrierte die Renten- und Pensionskasse für das Bankwesen ihr papierbasiertes Beitragseinzugssystem auf ein elektronisches Verfahren, das den Eingang detaillierter und summarischer Lohndeklarationen rund um die Uhr an jedem Tag der Woche erlaubt. Allerdings verdreifachte sich die Zahl der beitragszahlenden Unternehmen der Renten- und Pensionskasse aufgrund einer Bestimmungsänderung.

Die Einführung des neuen Systems hatte verschieden Ziele: Einhaltung des gesetzlichen Mandats durch Dienstleistungen hoher Qualität für Bestandsnutzer und neue Nutzer, Verbesserung der Datenqualität und Eingang von Beitragsinformationen für jede Person vor dem Fälligkeitsdatum der Beiträge.

Der verfolgte Ansatz bestand darin, dass die Informationen über das Internet und ein Mehrkanalsystem (E‑Mail, Briefe, Telefon, Fax und persönlicher Kontakt) eingereicht werden konnten, um die Möglichkeit eines personalisierten Kontakts mit der Kasse zu wahren. Das neue System wurde schrittweise eingeführt, und die Bestandsunternehmen erhielten eine 12-monatige Übergangszeit (Renten- und Pensionskasse für das Bankwesen, 2012).

Die Rückmeldungen fielen sehr positiv aus. 76 Prozent der Unternehmen waren der Auffassung, dass das neue System die Arbeit vereinfacht, und von externen Rechnungs- und Bilanzprüfungsorganisationen gingen keine Beschwerden ein.

Die CJPB erhielt 2016 und erneut 2019 eine Anerkennung der IVSS für ihre Anwendung der Leitlinien der IVSS über Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen.

Tabelle 8. Wichtigste Leitlinien, auf die sich die Renten- und Pensionskasse für das Bankwesen Uruguays bezogen hat
Strategie Leitlinie 3 Erarbeitung einer Strategie
Leitlinie 4 Entwurf einer Strategie zur Sicherstellung der Kohärenz zwischen Beiträgen und erwarteten Leistungen
Leitlinie 6 Unterstützung einer wirksamen Ausweitung der Deckung der beitragspflichtigen sozialen Sicherheit
Betriebsprozesse Leitlinie 9 Registrierung der Beitragszahler

Der Beitragseinzugsprozess in Zeiten der Coronapandemie

Die durch die Coronapandemie verursachte Krise hat die Einzugsprozesse und die Systeme vieler Institutionen einer Belastung ausgesetzt. Da es eine Zeit lang unmöglich war, Dienstleistungen im persönlichen Kontakt zu erbringen, sowie aufgrund der besonderen Bedingungen für Beitragszahler mit angepassten Beitragssätzen und flexibleren Zahlungsplänen mussten verschiedene Herausforderungen bewältigt werden.

Analysiert man die Entwicklungen in den Institutionen der sozialen Sicherheit auf dem amerikanischen Kontinent, so ergeben sich bei den Einzugsprozessen einige kritische Faktoren, dank denen die Institutionen in der Lage waren, die Auswirkungen der Gesundheitskrise auf den Beitragseinzug zu bewältigen.

Entscheidend war zunächst die Digitalisierung der Beitragseinzugsprozesse. Je länger die Digitalisierung des Beitragseinzugs einer Institution bereits zurück lag, desto schneller war sie auch in der Lage, sich an die Einschränkungen aufgrund der Pandemie anzupassen, ohne die eigenen Systeme allzu stark verändern zu müssen. Diese Mechanismen waren vor allem in Ländern, in denen ein Lockdown verhängt wurde, von entscheidender Bedeutung.

In ähnlicher Weise trug der Einsatz innovativer Kommunikationsinstrumente und einiger innovativer Transaktionsmethoden dazu bei, dass die Dienstleistungskontinuität in dieser Zeit der Krise aufrechterhalten werden konnte. So etwa war es durch soziale Netzwerke, virtuelle Assistenten und Messaging-Dienste möglich, mit den Beitragszahlern auf vollkommen neue Weise zu interagieren.

Die Flexibilität der für den Beitragseinzug verwendeten IT-Systeme erwies sich als sehr wichtig, da die Institutionen der sozialen Sicherheit so in der Lage waren, ihre Prozesse schnell an die neuen gesetzlichen Bestimmungen und auch an die aufgrund der Pandemie erforderlichen neuen Verfahren anzupassen. In vielen Fällen war es die Fähigkeit, die Systeme effizient und wirksam anzupassen, die entscheidend dazu beitrug, dass die finanzielle Tragfähigkeit gewährleistet werden konnte.

Schlussfolgerungen

Die Hauptziele von Institutionen, die im Bereich des Einzugs von Beiträgen der sozialen Sicherheit tätig sind, bestehen darin, die Einhaltung der Verpflichtungen sicherzustellen und ein optimales Beitragsaufkommen zu gewährleisten. Die Nichtbezahlung und die Hinterziehung von Beiträgen haben ernsthafte Folgen für den Schutz der Systemmitglieder sowie auch für die finanzielle und gesellschaftliche Legitimität der Systeme der sozialen Sicherheit selbst.

Die Erfahrungen der IVSS-Mitgliedsinstitutionen in Amerika in diesem Zeitraum sind ein Beleg für den Entwicklungsstand und den Reifegrad ihrer Prozesse für Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen.

Konkret entwickelten mehrere Institutionen Strategien, um den Beitragseinzug zu verbessern, indem sie die freiwillige Einhaltung der Verpflichtungen durch vereinfachte Prozesse und Systeme erleichterten. Dies ist auch der Ansatz, der in den Leitlinien der IVSS über administrative Lösungen für die Deckungsausweitung empfohlen wird, da sich so die Interessen der Beitragszahler mit denjenigen der Institution vereinbaren lassen und die Deckung der sozialen Sicherheit ausgeweitet werden kann. Zudem ist es möglich, Modelle umzusetzen, die einen staatlichen Beitrag enthalten, wie etwa beim System des Monotributo (für „kleine Beitragszahler“), wie es in Argentinien und Uruguay entwickelt wurde.

Diese Initiativen wurden durch Programme zur digitalen Transformation unterstützt, dank denen Einzugsprozesse mit der Einreichung von Lohnaufstellungen in Papierform reduziert oder ganz abgeschafft werden konnten. So ist es den Institutionen gelungen, ihre Betriebsprozesse im Bereich des Beitragseinzugs zu verbessern, und sie wickelten ihre Interaktionen mit den Beitragszahlern in elektronischer Form ab und automatisierten die Berechnungen und Kontrollen, wie dies in den Leitlinien der IVSS über Informations- und Kommunikationstechnologie und den Leitlinien der IVSS zur Dienstleistungsqualität empfohlen wird. Neben dem Ausbau der Einzugsprozesse führten diese Entwicklungen auch zu einer Verbesserung der allgemeinen Kapazitäten der Institutionen, so dass diese nun für Krisenszenarien wie die Coronapandemie besser gewappnet sind.

Dennoch stehen die Institutionen der sozialen Sicherheit Amerikas wie auch die Institutionen anderer Weltregionen weiterhin vor großen Herausforderungen, insbesondere was das Aufkommen neuer Beschäftigungsformen, vor allem durch digitale Plattformen, und die anhaltenden Schwierigkeiten beim Beitragseinzug von schwer zu erreichenden Bevölkerungsgruppen betrifft.

Referenzen

Anstalt für soziale Sicherheit Guatemalas. 2009. Finanzielle Modernisierung der Sozialen Sicherheit (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

Bank für Sozialversicherung. 2012. Vorweg-Erhebung, einen Schritt näher an der elektronischen Übermittlung (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

Bundesverwaltung der Staatseinnahmen. 2012. System zur Vereinfachung der Anmeldung + legale (gemeldete) Arbeit (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

Bundesverwaltung der Staatseinnahmen. 2016. Digitale arbeitsrechtliche Dokumente und Dokumente der sozialen Sicherheit - eine einzige Anlaufstelle und Datenquelle (digitales Lohnbuch) (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

Bundesverwaltung der Staatseinnahmen. 2021. Recaudación y Cobranza de Cotizaciones (Webinar). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

Derrama Magisterial. 2018. Beitragseinzug: Automatisierter Einzug der Vorsorgebeiträge (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

Föderaler Sozialversicherungsrat. 2020. Online-System für Beitragseinziehung: Anwendung für die Angabe von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträgen (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2019. Leitlinien der IVSS über Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen (Erweiterte Auflage). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

Landesversicherungsdienste. 2020. Elektronisches Einsenden von Arbeitnehmerdaten (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

Renten- und Pensionskasse für das Bankwesen. 2012. Gestaltung und Verwirklichung eines Telekommunikationssystems für die Bezahlung von Sozialversicherungsbeiträgen (Gute Praxis in der sozialen Sicherheit). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.