Herausforderung 1

Herausforderung1

Schließen der Deckungslücke


Soziale Sicherheit ist ein Menschenrecht. Sie trägt zur Verbesserung der sozioökonomischen Bedingungen bei und macht die Gesellschaften widerstandsfähiger. Mehr Menschen denn je haben heute einen Zugang zu sozialer Sicherheit, und die extreme Armut ist stark zurückgegangen. Dennoch bleiben große Herausforderungen.

Die Ausweitung der Deckung ist für alle Nationen eine Priorität. Dies ist in den Zielen nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen für 2030 und in der Förderung nationaler sozialer Grundsicherungen durch die IAO festgehalten.

Herausforderungen

Viele fallen durch die Maschen

Die politischen Entscheidungsträger und die Verwaltungen der sozialen Sicherheit müssen die am meisten von Zugangsungleichheiten betroffenen Bevölkerungsgruppen erreichen. Dies sind:

  • Selbstständige
  • ländliche Beschäftigte
  • informell Beschäftigte
  • Frauen

Vielfältige Zugangshindernisse

Anstrengungen zur Deckungsausweitung können behindert werden durch:

  • schlechte Gesundheit und ungünstige volkswirtschaftliche Entwicklung
  • politische Instabilität
  • ungenügende Reife und Rechtsgrundlagen des Systems der sozialen Sicherheit
  • Struktur des Arbeitsmarkts
  • Umfang des traditionellen oder ländlichen Sektors verglichen mit der formell lohnabhängigen Wirtschaft
  • Wirksamkeit von Steuersystem und Beitragseinzug
  • Verstädterung
  • geografische Besonderheiten

Erfolg durch koordinierten Ansatz

Die Beitrags- und die Steuerfinanzierung müssen durch eine längerfristigen Strategie koordiniert werden. Die Beiträge müssen regelmäßig entrichtet werden, wenn die Leistungen angemessen sein sollen und mehr Menschen erreicht werden sollen. Zur Durchsetzung der Verfahren sind starke Institutionen nötig.

Auch Einstellungswandel nötig

Entscheidend ist, dass die Beweggründe verstanden werden, weshalb sich Arbeitnehmer für eine Beitragsentrichtung entscheiden. Gleichzeitig muss eine Strategie verfolgt werden, die eine „Kultur der sozialen Sicherheit“ fördert.


GLOBALE DECKUNG DER SOZIALEN SICHERHEITAnteil der Weltbevölkerung mit Zugang zu Leistungen der sozialen Sicherheit


52%
Altersversicherung
61%
Krankenversicherung
33%
Arbeitsunfallversicherung
Quelle: IAO (2014), World Social Protection Report 2014/2015

Maßnahmen

Regierungen und Verwaltungen wegweisend

Die Regierungen müssen entscheiden, welche Art von Gesellschaft sie aufbauen wollen. Allerdings wird sich nichts verändern, solange keine angemessenen Investitionen in Verwaltungskapazitäten, Infrastrukturen, Technologien und Menschen getätigt werden.

Innovationen für einen besseren Zugang

Von zentralen Anlaufstellen bis hin zu mobilen Geldtransfers gibt es mehr Möglichkeiten denn je, einen Zugang zu Sozialschutzleistungen zu ermöglichen. Die Verwaltungen entwickeln zudem neue Wege der Leistungsfinanzierung.


AUF DEM WEG ZU EINER UNIVERSELLEN DECKUNG DER SOZIALEN SICHERHEITStaatlich verankerte Programme der sozialen Sicherheit (1950)


Quelle: Verwaltung für soziale Sicherheit der Vereinigten Staaten/IVSS: Social security programs throughout the world, Daten konsolidiert durch das Internationale Arbeitsamt

AUF DEM WEG ZU EINER UNIVERSELLEN DECKUNG DER SOZIALEN SICHERHEITStaatlich verankerte Programme der sozialen Sicherheit (2014)


Quelle: Verwaltung für soziale Sicherheit der Vereinigten Staaten/IVSS: Social security programs throughout the world, Daten konsolidiert durch das Internationale Arbeitsamt

DECKUNGSAUSWEITUNG IST MÖGLICH


Zunahme der Anzahl Menschen mit Zugang zu einem sozialen Krankenversicherungsschutz im vergangenen Jahrzehnt
Durchschnittliche Jahreszunahme der Rentendeckung in China (2010-2015)
Quelle: Verwaltung für Sozialversicherung des chinesischen Ministeriums für Humanressourcen und soziale Sicherheit (2016); HelpAge International; IVSS

PRIORITÄTEN DER IVSS-MITGLIEDERMitgliedsinstitutionen, welche die Deckungsausweitung als prioritäre Herausforderung einstufen:


Weltweit56%
  • Afrika 87%
  • Amerika 52%
  • Europa 30%
  • Asien und Pazifik 55%
Quelle: Globale Mitgliederumfrage der IVSS (2015)

Eine bessere Dienstleistungserbringung fördert höhere Deckungsgrade

Herausforderung2

Ungleichheiten im Lebensverlauf


Die Systeme der sozialen Sicherheit dienen nicht nur dem Ausgleich von Einkommens¬unterschieden. Sie können auch aktiv zur Verringerung der Geschlechterkluft beitragen und den Zugang zu Beschäftigung und Gesundheitsversorgung verbessern. Sie helfen den Menschen, ihr Potential auszuschöpfen und eine Gesellschaft mit mehr Zusammenhalt zu gestalten.

Herausforderungen

Globale Trends gefährden diesen Prozess

Zu den erschwerenden Faktoren gehören:

  • Zunahme atypischer Beschäftigung
  • stagnierende Löhne und zunehmende Einkommensungleichheit
  • veränderte Familienstrukturen
  • hohe Arbeitslosigkeit
  • mobiles Kapital
  • sich verändernde Migrationsmuster

Systeme der sozialen Sicherheit unter Druck

In einigen Ländern bedrohen die politischen und finanziellen Herausforderungen die Angemessenheit der Programme. Bei den Renten etwa wurde eine stärkere Abhängigkeit der erhaltenen Leistungen von den bezahlten Beiträgen registriert. Diese Wandel könnte zu einer geschwächten Umverteilungswirkung der sozialen Sicherheit führen.

Zahlreiche Beschäftigte vor unsicherer Zukunft

Die Entwicklungen auf den Arbeitsmärkten und die sich verändernden Beschäftigungsmuster machen viele Arbeitsplätze weniger sicher. Heute ist tatsächlich eine Vielfalt an Beschäftigungsmustern zu beobachten. Zahlreiche Beschäftigte können deshalb keine vollständigen Beiträge an die Programme der sozialen Sicherheit leisten und so auch keine angemessenen Leistungen erwerben.

Einkommensunterschiede wachsen

Seit der Finanzkrise von 2007-2008 wurden in zahlreichen OECD-Ländern zunehmende Ungleichheit und wachsende Armut registriert. Der Wohlstand konzentriert sich immer mehr in den Händen von wenigen.


DIE UNGLEICHHEIT NIMMT ZU


50%
der Weltbevölkerung besitzen 1% des weltweiten Reichtums (Credit Suisse)
10%
der Weltbevölkerung besitzen 86% des weltweiten Reichtums (Credit Suisse)
Zunahme der Einkommensungleichheit seit den 1980er-Jahren (OECD)
Lohngefälle zwischen Geschlechtern: Globales Durchschnittsjahreseikommen (WEF)
Quelle: OECD (2013); WEF (2015); Credit Suisse (2013)

Maßnahmen

Alle mitnehmen

Die Systeme der sozialen Sicherheit müssen besser auf die Bedürfnisse der Menschen in ihrem Lebensverlauf reagieren. Auch die Mittelklassen müssen mitgenommen werden, so dass alle Gesellschaftsschichten eine Unterstützung leisten.

Mehr Sozialinvestitionen

Neben dem Schutz für alle muss die soziale Sicherheit auch in individuelle Kapazitäten investieren. Maßnahmen zur Förderung von Sozialinvestitionen sollten intensiviert und stärker auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen ausgerichtet werden.

Den Einzelnen mehr Eigenverantwortung geben

Die Programme setzen vermehrt darauf, den Menschen zu helfen, sich selbst zu helfen. So etwa werden die Menschen dabei unterstützt, am Arbeitsmarkt teilzunehmen und einen unabhängigen Lebensunterhalt aufzubauen.

Bedingte Geldtransfers fördern Selbstermächtigung

Nicht nur jungen Menschen, sondern auch vielen Haftinsassen können Innovationen wie bedingte Geldtransfers helfen, lokale Wirtschaftsgeflechte aufzubauen und ihren Zugang zu Ausbildung, Ernährung und Gesundheitsversorgung zu verbessern.


DIE GLOBALE ARMUT NIMMT ABAnteil der Bevölkerung in absoluter Armut nach Weltregion, 1981-2012


Quelle: Weltbank (2015)

SOZIALE TRANSFERLEISTUNGEN VERRINGERN DAS UNGLEICHHEITS- UND ARMUTSRISIKOAnteil der Armutsgefährdeten, vor und nach Sozialtransfers (EU-Länder, 2014)


Quelle: Europäische Kommission/Eurostat (2016)

Die finanzielle, die soziale und die politische Tragfähigkeit stützen das öffentliche Vertrauen in die soziale Sicherheit und die positive Wahrnehmung des gesellschaftlichen Zusammenhalts

Herausforderung3

Bevölkerungsalterung


Die Weltbevölkerung wird immer älter. 2015 waren 901 Millionen Menschen über 60 Jahre alt. 2050 wird diese Zahl Voraussagen zufolge auf 2,1 Milliarden anwachsen, und zwei Drittel davon werden in Asien leben. Die Zahl der über 80-Jährigen wird sich im selben Zeitraum verdreifachen.

Herausforderungen

Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben

Mit der Bevölkerungsalterung steigt auch der Bedarf nach sozialer Sicherheit und Gesundheitsversorgung. Gleichzeitig schrumpfen das Beitragsaufkommen und andere Finanzierungsquellen.

Bestehende Systeme müssen sich anpassen

Von Familienstrukturen bis hin zu Arbeitsmustern ändern sich viele Aspekte unseres Lebens. Dennoch sind beispielsweise viele Rentensysteme nach wie vor auf kontinuierliche, lineare Arbeitsbiografien und intakte Kernfamilien ausgerichtet.

Gleichgewicht zwischen Generationen wahren

Die Systeme der sozialen Sicherheit müssen sich an die wandelnden Bedürfnisse älterer Menschen anpassen. Dies kann jedoch nicht zulasten der jüngeren Generationen geschehen.

Veränderter Lebensstil birgt neue Gesundheitsrisiken

Chronische Gesundheitsbeschwerden setzen die Gesundheitsdienstleistungen verstärkt unter Druck. Neue Maßnahmen sind nötig, wenn diese Dienstleistungen weiterhin zugänglich und finanzierbar sein sollen. Auch ein erhöhter Pflegebedarf ist wahrscheinlich, sowohl seitens informeller Pflegepersonen aus dem familiären Umfeld als auch seitens der formellen Pflegesysteme.


DIE WELTBEVÖLKERUNG WÄCHST UND LEBT LÄNGER


Durchschnittliche Lebenserwartung ist global zwischen 2000 und 2015 um 5 Jahre gestiegen (WHO)
Prognostizierte Weltbevölkerung im Jahr 2100, verglichen mit 7,3 Milliarden in 2015 (Vereinte Nationen)
Die Zahl der Menschen über 80 Jahre wird sich von 2000 bis 2050 verdreifachen (WHO)
Quelle: WHO (2015); Vereinte Nationen (2015)

Maßnahmen

Schwerpunkt Prävention

Die Menschen müssen aufgefordert werden, mehr Verantwortung für ihr Alter zu übernehmen. Mit Informationen, die ihnen erlauben, Gesundheit, Geld und Arbeit besser zu vereinbaren, kann viel erreicht werden.

Menschen in Arbeit halten

Viele Länder haben ihr Rentenalter angehoben und garantieren ein Mindestrenteneinkommen. Investitionen in Systeme zur Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit und in Ausbildungssysteme helfen ebenfalls, die Menschen in einer Erwerbstätigkeit zu halten und das Risiko von Ausschluss und Armut zu verringern. Hindernisse für eine fortgesetzte Arbeitsmarktbeteiligung werden beseitigt und altersgerechte Arbeitsplätze gefördert.

Auffangen abgehängter Bevölkerungsteile

Die Bevölkerung einiger Länder wird nicht nur älter, sondern sie schrumpft auch, besonders bei ausbleibender Nettozuwanderung. In solchen Situationen wird oft auf eine fortschrittliche Familienpolitik wie etwa durch eine finanzielle Unterstützung für die Kinderbetreuung gesetzt.

Schutz für Pflegepersonen

Zu den Entwicklungen in den Gesundheitssystemen gehören auch gestraffte Abläufe zur Effizienzerhöhung und ein erhöhtes Augenmerk auf den Erhalt guter Gesundheit. Viele Dienstleistungen wurden angepasst, so dass chronische Beschwerden besser behandelt werden können. Unbezahlte Pflegepersonen erhalten vermehrt Beitragsgutschriften, so dass sie im Ruhestand über mehr Sicherheit verfügen.


KOSTEN DER ALTERUNGPrognostizierte öffentliche Ausgaben für Renten und Gesundheit (in % des BIP)


Quelle: IWF (2015)

DIE ALTERSABHÄNGIGKEIT NIMMT ZUDas Verhältnis älterer Abhängiger zur Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter (15-64 Jahre) wächst


28%
2015
51%
2050
Quelle: OECD (2015)

PRIORITÄTEN DER IVSS-MITGLIEDERMitgliedsinstitutionen, welche die Bevölkerungsentwicklung als prioritäre Herausforderung einstufen


Weltweit61%
  • Afrika 79%
  • Amerika 71%
  • Europa 70%
  • Asien und Pazifik 55%
Quelle: Globale Mitgliederumfrage der IVSS (2015)

Die demografischen Trends wirken sich auf Bedarf, Einnahmequellen und Ausgaben der sozialen Sicherheit aus

Herausforderung4

Beschäftigung junger Arbeitnehmer


Zahlreiche junge Menschen von 15 bis 25 Jahren bekunden Schwierigkeiten, in eine stabile formelle Beschäftigung zu finden. Einige arbeiten im informellen Sektor oder befinden sich in einer Vollzeitausbildung. Andere – vor allem Frauen – sind weder in Arbeit noch in Aus- oder Weiterbildung und haben oft keinen Zugang zu Leistungen.

Die Weltwirtschaft hat sich zwar von der Finanzkrise von 2007-2008 erholt, aber die Langzeitarbeitslosigkeit ist in vielen Ländern nach wie vor hoch. Dadurch drohen eine verlangsamte Wirtschaftstätigkeit und eine Zunahme der Ungleichheit.

Herausforderungen

Nicht genug neu geschaffene Arbeitsplätze

Die Zunahme der Arbeitslosenzahlen gibt weltweit Anlass zu Sorge. Regionen mit einer jüngeren Bevölkerung beobachten, wie ihre jungen Beschäftigten sich entweder der informellen Wirtschaft zuwenden oder das Land verlassen.

Die Leistungen begünstigen Menschen in stabilen Arbeitsverhältnissen

Die meisten Beschäftigten tragen einen Teil zur Finanzierung ihrer eigenen Leistungen bei. Diese Beiträge sind oft entscheidend für den anhaltenden Erfolg eines Programms. Dieser Ansatz bestraft jedoch Personen, die oft ihre Arbeitsstelle wechseln. Dies ist auch bei den Renten der Fall, wo die Abhängigkeit der Leistungen von den gezahlten Beiträgen steigt.

Geringe Deckung durch Arbeitslosigkeitsschutz

Weltweit hat nur etwas mehr als jeder zehnte Beschäftigte Zugang zu irgendeiner Form der Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Zwar werden derzeit neue Systeme eingerichtet, aber junge Arbeitnehmer erhalten oft keinen Leistungszugang, da sie zuvor keine Beiträge eingezahlt haben.


JUGENDARBEITSLOSIGKEIT


Arbeitslose junge Menschen (15-24 Jahre) im Jahr 2016 (IAO)
40%
Junge Menschen machen 40% der Arbeitslosen weltweit aus (IAO)
Löhnen gehen jährlich aufgrund von Jugendarbeitslosigkeit verloren (OECD)
Quelle: Internationale Arbeitsorganisation (2016); OECD

Maßnahmen

Integrierte Dienstleistungen

Die öffentlichen Einrichtungen und die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen müssen sich zusammentun, um die Beschäftigung zu fördern. Entwickelte Volkswirtschaften bekämpfen Arbeitslosigkeit und Armut durch kombinierte Programme mit:

  • Geldleistungen
  • Aktivierungsmaßnahmen
  • negativen Einkommenssteuerinstrumenten
  • progressiven Steuersystemen

Schnellere und gezieltere Antworten

Einkommensschutzsysteme tragen entscheidend dazu bei, die Menschen in Arbeit zu bringen. Sollen sie erfolgreich sein, dann müssen sie auch die Bedürfnisse der verschiedenen Beschäftigten, insbesondere jüngerer Frauen und Männer, berücksichtigen. Diese jungen Menschen kommen schneller in Arbeit, wenn sie in den ersten Monaten ihrer Arbeitslosigkeit erreicht werden, idealerweise im Rahmen eines Systems mit Recht auf Arbeit für junge Menschen, das eine Beschäftigung oder Ausbildung garantiert.

Jungen Menschen die Hand reichen

Junge Arbeitnehmer benötigen oft Hilfe beim Aufbau ihres Selbstvertrauens und beim Erwerb von Erfahrungen. Maßnahmen wie etwa zum Aufbau von Fähigkeiten sollten geschlechtsspezifisch ausgerichtet werden.

Durch Systeme mit Berufslehren, die Übergang von der Ausbildung in die Arbeit gestalten, kann die Jugendarbeitslosigkeit ebenfalls gesenkt werden.


BEDARF AN NEUEN ARBEITSSTELLEN


Anteil junger Arbeitnehmer weltweit, die erwerbslos oder erwerbstätig und arm sind (IAO)
Anzahl der Menschen, die jährlich in den Arbeitsmarkt eintreten (IAO)
Zahl produktiver Arbeitsstellen, die im nächsten Jahrzehnt geschaffen werden müssen (IAO)
Quelle: Internationale Arbeitsorganisation (2015)

GLOBALE TRENDS DER JUGENDARBEITSLOSIGKEITGlobale Jugendarbeitslosigkeit 2000-2014 (in % der Arbeitsbevölkerung von 15 bis 24 Jahren)


Quelle: IAO; Weltbank (2014)

Moderne Arbeitslosenprogramme sollten die besonderen Bedürfnisse verschiedener Arbeitnehmergruppen berücksichtigen, insbesondere von jüngeren Frauen und Männern

Herausforderung5

Arbeitsmärkte und die digitale Wirtschaft


In zahlreichen Volkswirtschaften ändert sich die Art des Arbeitens auf radikale Weise. Die Menschen haben oft mehrere aufeinander folgende Arbeitsverhältnisse und arbeiten länger, an unterschiedlichen Standorten und an ständig sich wandelnden Arbeitsplätzen. Der Wandel hin zur digitalen Wirtschaft wird diesen Trend wohl beschleunigen, und zahlreiche Aufgaben drohen, durch Technologie ersetzt zu werden.

Herausforderungen

Systeme der sozialen Sicherheit müssen sich entwickeln, um neuen Risiken zu bewältigen

Die soziale Sicherheit muss mit dem Wandel Schritt halten. Die Herausforderung liegt darin, die Systeme auf die digitale Wirtschaft der Zukunft vorzubereiten und dabei folgende Faktoren zu berücksichtigen:

  • Gesellschaftsstrukturen
  • Arbeitsmärkte
  • Arbeitsverhältnisse
  • Produktionstechnologien

Noch größere Veränderungen in der Zukunft

Die digitale Wirtschaft könnte ein verstärktes Wirtschaftswachstum mit sich bringen und neue Verbindungen zwischen den Menschen ermöglichen. Sie könnte jedoch auch kritischere Konsequenzen haben wie etwa:

  • Arbeitsplatzverluste
  • zunehmend fragmentierte Arbeitsmärkte
  • Notwendigkeit einer Anpassung der Arbeitsgesetze an neue Arbeitsformen
  • schlechtere Arbeitsbedingungen in einigen Branchen
  • verbreitete Akzeptanz atypischer Beschäftigung

Neue Beschäftigungsverhältnisse bergen oft Risiken für Beschäftigte

Viele Menschen werden in Zukunft auf Abruf arbeiten und über mobile Apps und Drittanbieterplattformen Dienstleistungen für Kunden anbieten. Diese Arbeitsverhältnisse sind oft informell und berücksichtigen weder Gesundheit noch Arbeitsschutz und soziale Sicherheit. Sie gefährden auch die herkömmliche Finanzierung der Sozialschutzprogramme.


DIE ZUKUNFT DER ARBEITDigitale Technologien und Automatisierung verändern die Arbeitswelt


45%
Anteil beruflicher Tätigkeiten, die mit bereits vorhandenen Technologien automatisiert werden könnten (McKinsey)
Geschätzte Zahl der Arbeitsplatzverluste aufgrund des digitalen Wandels 2015-2020 (WEF)
65%
Anzahl Kinder, die heute ihre Grundschule beginnen und später in Berufen arbeiten werden, die es heute noch nicht gibt (WEF)
Quelle: Weltwirtschaftsforum (2016); McKinsey (2015)

Maßnahmen

Schließung von Gesetzeslücken

Einige Länder haben erste Schritte eingeleitet, um die Rechte von Arbeitnehmern und ihre Leistungen in der New Economy durch die Überprüfung der gesetzlichen Bestimmungen zu schützen. Viele Arbeitsverhältnisse werden formalisiert, und Selbstständige werden zur Entrichtung von Sozialversicherungsbeiträgen angehalten.

Vorbereitungen für eine ungewisse Zukunft

Die politischen Entscheidungsträger und die Verwaltungen der sozialen Sicherheit untersuchen die Auswirkungen der Digitalisierung und neuer technischer Lösungen auf die soziale Sicherheit. Untersucht wird auch, welche Leistungen und Dienstleistungen die Menschen benötigen werden und wie diese finanziert werden sollen.

Die menschliche Komponente bewahren

Obwohl sich die Art des Arbeitens ändert, werden einige Aufgaben auch weiterhin besser von Menschen durchgeführt. Dies gilt auch für Dienstleistungen der sozialen Sicherheit. Neue digitale Lösungen helfen zwar, die Leistungserbringung zu verbessern, aber es ist zweifelhaft, ob sie den Menschen ganz ersetzen können.


DIE VIERTE INDUSTRIELLE REVOLUTION


Quelle: Weltwirtschaftsforum (2016)

SELBSTÄNDIGE UND FREIBERUFLER


Mögliche Zunahme des weltweiten BIP durch Online-Plattformen aufgrund verbesserter Produktivität und gesunkener Arbeitslosigkeit (McKinsey)
16.5%
Anteil Selbständiger in der Arbeitsbevölkerung (Länder der Europäischen Union, 2013)
Registrierte Freiberufler weltweit auf der Internet-Arbeitsplattform Elance (2014)
Quelle: McKinsey Global Institute (2015); OECD (2013); Elance (2015)

PRIORITÄTEN DER IVSS-MITGLIEDERMitgliedsinstitutionen, welche die Arbeitsmarktsituation als prioritäre Herausforderung einstufen


Weltweit65.8%
  • Afrika 79%
  • Amerika 71%
  • Europa 70%
  • Asien und Pazifik 55%
Quelle: Globale Mitgliederumfrage der IVSS (2015)

Die Arbeitswelt verändert sich, und die Systeme der sozialen Sicherheit müssen dies ebenfalls tun

Herausforderung6

Gesundheit und Langzeitpflege


Mit der Alterung der Weltbevölkerung und dem Wandel der Lebensstile ergeben sich neue gesundheitliche Herausforderungen. Psychische Beschwerden machen heute weltweit rund 12 Prozent aller Krankheiten aus. Nichtübertragbare Krankheiten wie Krebs und Alzheimer nehmen ebenfalls zu und sind teuer für die Gesellschaft, wie auch die Langzeitpflege.

Herausforderungen

Ungleichheit hat direkte gesundheitliche Auswirkungen

Ungleichheit und Armut wirken sich in allen Gesellschaften direkt auf die Gesundheit der Menschen aus. Lebensstil und Wohlbefinden sind oft vom Haushaltseinkommen abhängig, wobei Rauchen, Alkoholmissbrauch und Fettleibigkeit ernsthafte Herausforderungen darstellen.

Bezifferung der Kosten nichtübertragbarer Krankheiten

2012 waren nichtübertragbare Krankheiten für 68 aller Todesfälle weltweit verantwortlich. Die Mehrzahl davon entfiel auf Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen. Zahlreiche Patienten haben gleichzeitig mehr als eine Krankheit, die behandelt werden muss. Die medizinischen Kosten sind zwar hoch, aber ebenso die indirekten Kosten, etwa durch Fehlzeiten an der Arbeit und verlorene Produktivität.

Art der Beeinträchtigungen verändert sich

Die gestiegene Aufmerksamkeit für psychische Beschwerden hat dazu geführt, dass mehr Menschen eine entsprechende Diagnose erhalten. Die Zahl der Fälle wird voraussichtlich zunehmen, vor allem bei jüngeren Menschen und bei Frauen. Diese werden genau maßgeschneiderte Maßnahmen benötigen.

Wer wird sich um die älteren Menschen kümmern?

Über die Hälfte der älteren Menschen weltweit verfügt über keine Langzeitpflege von Qualität. Studien haben gezeigt, dass weltweit rund 14 Millionen ausgebildete Pflegefachpersonen fehlen. Aufgrund der veränderten Familienstrukturen entfallen jedoch auch viele der herkömmlichen Unterstützungsnetzwerke.


DIE AUSWIRKUNGEN NICHTÜBERTRAGBARER KRANKHEITEN NEHMEN ZU


Nichtübertragbare Krankheiten sind weltweit die häufigste Ursache für Tod und Invalidität (WHO)
aller Todesfälle sind jedes Jahr durch nichtübertragbare Krankheiten bedingt (NCDAlliance)
Annähernd 30 % der Weltbevölkerung sind entweder fettleibig oder übergewichtig (Lancet)
Quelle: Weltgesundheitsorganisation; NCD Alliance; Lancet (2015)

Maßnahmen

Koordinierter Ansatz

Die Verwaltungen der sozialen Sicherheit konzentrieren sich bereits auf Präventions¬maßnahmen mit gezielten Dienstleistungen und auf die Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren.

Förderung eines Bewusstseinswandels

Die Zunahme nichtübertragbarer Krankheiten verlangt einen Wandel auf gesellschaftlicher Ebene. Die öffentliche Politik muss die Menschen ermutigen, faktenorientiertere Entscheidungen für ihren Lebensstil zu fällen. Regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen sind ein wirksames Mittel, um Risiken zu erfassen und Gesundheitsinformationen zu vermitteln.

Unterstützung anderer Initiativen

Die Verwaltungen der sozialen Sicherheit können diese Herausforderungen zwar nicht allein bewältigen, aber sie können eine Unterstützung leisten durch:

  • Arbeitgeberanstrengungen zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden
  • Anstellung von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Lernschwierigkeiten
  • neue gesetzliche Bestimmungen und Finanzierungsmöglichkeiten für die Langzeitpflege
  • Tendenz hin zu flexibleren Rentenaltern

DIE GLOBALE GESUNDHEIT VERBESSERT SICH


Die Lebenserwartung in guter Gesundheit bei der Geburt lag 2015 bei 63,1 Jahren, verglichen mit 56,9 Jahren 1990 (WHO)
Globale Lebenserwartung für 2015 geborene Kinder (WHO)
Seit 1990 hat sich die Kindersterblichkeit fast halbiert (WHO)
Quelle: WHO (2015)

WACHSENDER BEDARF AN LANGZEITPFLEGEWeltweite Trends beim Bevölkerungsanteil der Über-80-Jährigen 1960-2015


Quelle: OECD (2015)

Die Lebenserwartung bei guter Gesundheit ist langsamer gestiegen als die allgemeine Lebenserwartung

Herausforderung7

Schocks und Extremereignisse


Viele Verwaltungen der sozialen Sicherheit wurden für ihre Reaktion auf die Wirtschaftskrise von 2007-2008 gelobt, als sie die Folgen für Menschen, Volkswirtschaften und Gesellschaften abfederten. Jüngst wurden die Systeme auch eingesetzt, um von Naturkatastrophen und Konflikten betroffenen Bevölkerungen zu helfen. Diese Situationen zeigen, wie ein gut geführtes System sich an verschiedene Gegebenheiten anpassen kann. Abzusehen bleibt noch, inwieweit sie auch neue Herausforderungen bewältigen können.

Herausforderungen

Zunahme der Krisen

Unvorhergesehene Ereignisse verlangen sofortige Maßnahmen und lassen für die Planung nur wenig Zeit. Zudem treten sie immer häufiger auf. 2015 wurde die Rekordzahl von 198 Naturkatastrophen registriert.

Epidemien wie Ebola und plötzliche Schwierigkeiten wie Antibiotika-Resistenzen sind ebenfalls Anlass von Sorgen.

Neue Situationen verlangen innovative Antworten

Von den Verwaltungen der sozialen Sicherheit wird verlangt, dass sie auf immer komplexere Situationen reagieren. Klimawandel, Naturkatastrophen und Ressourcenknappheit können sich manifestieren durch:

  • Überschwemmungen
  • Trinkwasserknappheit
  • veränderte Muster der Landnutzung,
  • erhöhten Migrationsdruck
  • erschöpfte Nahrungsmittelvorräte
  • sich ausbreitende Krankheiten

Geopolitische Unsicherheit als wachsende Sorge

Weltweit gibt es Schätzungen zufolge über 20 Millionen Flüchtlinge. Viele mussten ihre Heimat aufgrund von Konflikten und politischen Unruhen verlassen. Bürgerbewegungen gewinnen ebenfalls an Einfluss, besonders durch den Einsatz sozialer Medien.


UMFANG UND AUSWIRKUNGEN DER RISIKEN NEHMEN ZU


Geschätzte globale Katastrophenkosten 2015 (UNISDR)
Gesamtverlust aller Reservefonds der sozialen Sicherheit 2008 (IVSS)
Zwangsvertriebene und Flüchtlinge weltweit (UNHCR, 2015)
Quelle: UNISDR (2015); UNHCR (2015); IVSS (2010)

Maßnahmen

Planung für Unvorhergesehenes

Wichtig ist die Einrichtung guter Kommunikationskanäle. Risikomanagementstrategien dürfen nicht nur herkömmliche Risiken abklären, sondern auch neue Bedrohungen müssen erfasst werden. Es sollte geprüft werden, wie die Programme angepasst und die Ressourcen verteilt werden können, so dass eine Soforthilfe nach Katastrophen möglich ist.

Förderung neuer Verhaltensmuster

Einige Länder verfügen über Systeme, welche die Menschen für das Aufgeben umweltschädlicher Tätigkeiten wie etwa illegaler Abholzung bezahlen. Andere haben Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten geschaffen, welche die Umwelt fördern.

Förderung von Antworten auf gesellschaftliche Fragen

2015 haben mehrere europäische Länder ihre Grenzen geöffnet und einen großen Zustrom von Flüchtlingen erlaubt. Seither hat sich die Zusammenarbeit zwischen den Behörden bei der Antragsbearbeitung und der Integration der Flüchtlinge deutlich intensiviert.

Bessere Kommunikation mit der Öffentlichkeit

Die Verwaltungen der sozialen Sicherheit müssen Fakten schnell bekanntgeben und rasch auf Veränderungen reagieren. Massenmedien wie Radio und Fernsehen können ebenfalls eingesetzt werden, um in einer Krise schnell Informationen zu verbreiten.


KLIMAWANDEL UND UMWELTVERSCHMUTZUNG BEEINTRÄCHTIGEN GESUNDHEIT UND GESELLSCHAFT


Prognostizierte Zahl zusätzlicher Todesfälle pro Jahr aufgrund des Klimawandels 2030-2050 (WHO)
Zahl der weltweit registrierten Naturkatastrophen 2015 (UNISDR)
Jährliche direkte Gesundheitskosten aufgrund des Klimawandels bis 2030 (WHO)
Quelle: WHO (2016)

AUSWIRKUNGEN DER WIRTSCHAFTSKRISE AUF DIE ARBEITSLOSIGKEITGesamtarbeitslosigkeit (in % der gesamten Erwerbsbevölkerung), 2000-2014


Quelle: Weltbank/IAO (2014)

Professionell betriebene Verwaltungen der sozialen Sicherheit können sich flexibel an Herausforderungen anpassen

Herausforderung8

Schutz von Arbeitsmigranten


Weltweit gibt es über eine Milliarde Migranten. Durch das Verlassen ihrer Region oder ihres Landes bringen sie den aufnehmenden Volkswirtschaften oft dringend benötigte Fähigkeiten und tragen zur Verringerung des Arbeitskräftemangels bei. Nur ein Fünftel verfügt über einen vollständigen Schutz durch soziale Sicherheit. Dennoch sind Arbeitsmigranten denselben Risiken ausgesetzt wie andere Beschäftigte und dabei oft noch stärker gefährdet. Die Ausweitung der Deckung trägt nicht nur zur Formalisierung der Arbeitsmärkte bei, sie kann auch verhindern, dass Menschen ausgebeutet werden.

Herausforderungen

Ein Dilemma für die Herkunftsländer

Das von Migranten nach Hause geschickte Geld ist wichtig für die heimischen Volkswirtschaften. Die Schwierigkeiten aufgrund ihres Fehlens überwiegen jedoch oft diesen Nutzen. So etwa verlassen viele Frauen ihre Familien und arbeiten als häusliche Angestellte oder Pflegepersonen, was in ihrer Heimat ein Pflegedefizit verursacht.

Mangelnder Schutz

Ohne besondere Bestimmungen und Vereinbarungen verfügen Arbeitsmigranten über keinen Schutz. Ihre Deckung als Bevölkerungsgruppe gestaltet sich oft schwierig.

Viele Systeme zu langsam

Arbeitsmigranten bleiben oft nicht lange im Gastland, sie sind oft informell beschäftigt und wechseln häufig die Arbeitsstelle. Die Meldungen auf dem neusten Stand zu halten, kann herausfordernd sein, besonders wenn diese noch papiergebunden sind.

Auch die lückenlose länderübergreifende Deckung kann schwierig sein, wenn verschiedene Systeme und Prozesse verwendet werden.


GLOBALE MIGRANTENSTRÖMEDie Zahl der internationalen Migranten wächst. Zahl internationaler Migranten nach Einkommensgruppen eines Ziellandes oder einer Zielregion, 2000-2015


Quelle: UN DESA (2016)

Maßnahmen

Änderungen von oben nach unten

Länder, die sich für eine Deckungsausweitung einsetzen, beschließen Anpassungen bei:

  • Gesetzgebung der sozialen Sicherheit
  • Leistungen
  • Beitragsstrukturen

Länder mit großem Migrantenanteil haben auch digitale Systeme eingerichtet, um die Ansprüche der sozialen Sicherheit zu verwalten. Ein innovativer Ansatz besteht darin, Gastarbeiter so schnell wie möglich nach ihrer Ankunft im Land zu registrieren.

Leistungen übertragbar machen

Viele Länder arbeiten zusammen, um ihre Prozesse zu verbessern und gute Praxis auszutauschen. Grenzüberschreitende Vereinbarungen ermöglichen:

  • Bestätigung der Identität von Arbeitsmigranten
  • Überprüfung der Anspruchsberechtigungen
  • Berechnung der Leistungsansprüche
  • Sicherstellung der Übertragbarkeit dieser Leistungen

Wichtige Bekanntmachung

Arbeitsmigranten müssen über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt werden. Die besten Wege müssen gefunden werden, wie sie erreicht und in ihrer eigenen Sprache angesprochen werden können.


MIGRATION UND SOZIALE SICHERHEIT


Bilaterale Vereinbarungen der sozialen Sicherheit für 136 Länder
20%
Geschätzter Anteil der Arbeitsmigranten mit vollem Sozialschutz und voller Übertragbarkeit der Ansprüche
Größere multilaterale Vereinbarungen der sozialen Sicherheit für Arbeitsmigranten
Quelle: IVSS; IAO/Natlex

MIGRANTEN LEISTEN EINEN BEDEUTENDEN BEITRAG ZUR WIRTSCHAFT


Umfang der Überweisungen von aus Entwicklungsländern stammenden Migranten (Weltbank, 2015)
72%
Anteil der Migranten im arbeitsfähigen Alter (20-64 Jahre) (UN DESA)
70%
Anteil der Zunahme der Erwerbsbevölkerung Europas in den letzten zehn Jahren, der aus Migranten besteht (OECD)
Quelle: Weltbank (2015); UN DESA (2016); OECD (2014)

Die Rechte der sozialen Sicherheit von Arbeitsmigranten sind global gesehen nach wie vor schwach

Herausforderung9

Der technologische Wandel


Die Informations- und Kommunikationstechnologie hat eine Transformation der Systeme der sozialen Sicherheit und der Beziehungen zwischen Verwaltungen und Öffentlichkeit eingeleitet. Durch die Automatisierung einiger Prozesse und die Zusammenlegung anderer können Dienstleistungen leichter erbracht werden, auch in großem Maßstab. Datengetriebene Innovation, mobile Technologien und das Internet haben gemeinsam zu einer verbreiteten Selbstbedienung der Menschen geführt. Aufgrund der digitalen Revolution wird die Zukunft von uns allen ganz anders aussehen.

Herausforderungen

Qualität und Kosteneffizienz oft schwer zu kontrollieren

Große Technologieprojekte bergen reale Risiken wie etwa:

  • Fachkräftemängel
  • Verzögerungen
  • unterschätzte Kosten und Ausgabenexplosionen

Grundvoraussetzungen oft nicht gegeben

Solche Projekte können nur erfolgreich sein, wenn die verschiedenen Technologien untereinander kompatibel sind und der Datenaustausch funktioniert. Dennoch fehlt es oft an gemeinsamen Normen, oder diese sind ungenügend.

Cyberkriminalität als globales Problem

Die Bedrohung durch Hacker und Datendiebe ist eine allgegenwärtige Sorge. Die Organisationen müssen persönliche Informationen zuverlässig und konsistent verwalten und schützen können.


DER DIGITALE WANDEL


Zahl der Haushalte mit Internetanschluss weltweit
Anteil der Weltbevölkerung, der das Internet nutzt
Zahl der mobilen Breitbandnutzer weltweit
Quelle: Internationale Fernmeldeunion (2016)

Maßnahmen

Neue Möglichkeiten dank Technologie

Technologie bringt viele praktische Vorteile wie etwa erleichterte Entscheidungsfindung, Verringerung von Fehlern und Betrugsbekämpfung. Sie ermöglicht auch, Dinge anders zu tun. Dank geteilter Informationen und Systeme können die Verwaltungen ihre Strukturen und Prozesse neu gestalten.

Deckungsausweitung

Wer bereits durch das System der sozialen Sicherheit gedeckt ist, kann sich dank Technologie so einfach wie noch nie informieren und Kontakt aufnehmen. Technologie hilft auch bei der Ausweitung der Deckung auf Menschen, die zuvor als schwer zu deckend galten, beispielsweise durch mobile Bezahldienste.

Gezielte Dienstleistungen

Dank fortgeschrittener Datenverarbeitungs- und Datenanalysetechnologien können genauere Kundenprofile erstellt werden.

Die Verwaltungen können auch ihre Prozesse anpassen, indem sie ihre Fähigkeit zur Durchführung zuverlässiger Validierungen, Kontrollen und Berechnungen verbessern.

Mitarbeiter lernen neue Fähigkeiten

Mit einem intelligenten und vorurteilsfreien Blick auf neue Technologien bieten sich sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Kunden neue Chancen. Menschen sind nicht nur nötig, um die neuen Systeme zu verwalten, sondern auch um neue Prozesse und Dienstleistungen zu bestimmen, die technologisch genutzt werden können.


DER TECHNOLOGISCHE WANDELGlobale IKT-Entwicklungen 2007-2016


Quelle: Internationale Fernmeldeunion/Datenbank mit IKT-Indikatoren (2016)

PRIORITÄTEN DER IVSS-MITGLIEDERMitgliedsinstitutionen, welche Innovationen und technologische Entwicklungen als prioritäre Herausforderung einstufen


Weltweit76%
  • Afrika 80%
  • Amerika 79%
  • Europa 75%
  • Asien und Pazifik 68%
Quelle: Globale Mitgliederumfrage der IVSS (2015)

PROGRESS IN E-GOVERNMENTE-Government wird in allen Weltregionen immer verbreiteter


45 Länder verfügen über eine zentrale Plattform, und nur 33 Länder bieten Online-Transaktionen an
90 Länder verfügen über ein oder mehrere Portale für öffentliche Informationen und/oder Online-Dienstleistungen, 148 Länder bieten mindestens eine Form von Online-Transaktionen an
Quelle: UNPACS (2016)

Die IKT ist ein strategischer Motor innovativer Lösungen in der sozialen Sicherheit

Herausforderung10

Gestiegene öffentliche Erwartungen


Durch das Aufkommen sozialer Medien haben Meinungen an Bedeutung gewonnen. Auch die Sicht der sozialen Sicherheit als Menschenrecht entwickelt eine politische Dynamik. Zudem erwartet die Öffentlichkeit verstärkt gute Dienstleistungen. Die Verwaltungen konzentrieren sich deshalb darauf, die Dienstleistungserbringung auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten.

Herausforderungen

Leistungsdruck

Viele Verwaltungen müssen ihre Kosten drücken, sollen aber gleichzeitig:

  • die Dienstleistungen verbessern und integrieren
  • die Dienstleistungen gezielter ausrichten
  • bessere Rückmeldungen erzielen
  • das Vertrauen der Öffentlichkeit gewinnen

Datensicherheit ist entscheidend

Sollen die Systeme kundenorientierter arbeiten, dann müssen die Kunden auch persönliche Informationen zur Verfügung stellen. Die Verwaltungen müssen also sicherstellen, dass sie den Zugang zu diesen Informationen sorgfältig kontrollieren und überwachen.

Gefahr für den öffentlichen Ruf

Die Verwaltungen laufen Gefahr, ihren Ruf zu schädigen, wenn die Öffentlichkeit der Ansicht ist, die Dienstleistungen seien nicht gut genug oder das System sei unfair.


VERTRAUEN IN DIE REGIERUNG UND ÖFFENTLICHE DIENSTLEISTUNGEN


Anteil der Befragten, die einen positiven Eindruck ihrer Regierung haben (Schwellen- und Entwicklungsländer) (Pew)
Anteil der Befragten, die ihrer nationalen Regierung vertrauen (OECD Länder)
Anteil der Befragten, die öffentlich Bedienstete positiv bewerten (Pew)
Quelle: Pew Forschungszentrum (2014); OECD (2015)

Maßnahmen

Die Nutzer kennenlernen

Wer die öffentlichen Erwartungen erfüllen will, muss über gute Informationen über die Nutzer der angebotenen Dienstleistungen verfügen. Diese Informationen können über Online-Plattformen gesammelt werden oder aus Studien, Umfragen, Gesprächen und Beratungen.

Verbesserung der Prozesse und der Leistungsfähigkeit

Die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter kann durch Ausbildung, Anerkennung und Auszeichnungen verbessert werden. Geschäftsprozesse können verbessert werden durch:

  • Lean-Management-Strategien
  • mehr Digitalisierung
  • Ausbildung und Wissensmanagement
  • Fernarbeit
  • E-Government-Anwendungen

Elektronische, mobile und internetbasierte Dienstleistungen

Durch mobile Apps wird ein besserer Zugang zu Dienstleistungen möglich. Die Menschen können über Internetplattformen Dokumente elektronisch einreichen. Internetseiten bieten umfassende Dienstleistungsinformationen für die Öffentlichkeit an. So können die Menschen ins Zentrum des Systems der sozialen Sicherheit gerückt werden.

Austausch guter Praxis

Viele Verwaltungen werden ermutigt, durch Effizienzziele und eine verstärkte Integration einen Wandel herbeizuführen. Durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen tragen sie zum Aufbau einer Innovationskultur bei. Fortschritte müssen erfasst werden, und Pläne benötigen immer wieder eine Justierung. Auch die Öffentlichkeit muss mitgenommen werden, damit die Menschen verstehen, was erreicht wurde und was noch zu tun ist.


PRIORITÄTEN DER IVSS-MITGLIEDERDie Befriedigung der öffentlichen Erwartungen ist für IVSS-Mitglieder eine strategische Priorität


81%
Anteil der Befragten, welche die Verbesserung von Zugang und Qualität der Dienstleistungen als prioritär ansehen
73%
Anteil der Befragten, welche die Deckung des sich wandelnden Bedarfs der Kunden/Öffentlichkeit als prioritär ansehen
68%
Anteil der Befragten, welche die Stärkung des öffentlichen Vertrauens in die Institution als prioritär ansehen
Quelle: Globale Mitgliederumfrage der IVSS (2015)

BESSERE DIGITALE KANÄLE WERDEN DEN ZUGANG ZU ÖFFENTLICHEN DIENSTLEISTUNGEN VERBESSERN


71%
Anteil der Befragten, welche den Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen als gleich oder einfacher einstufen als zu privaten Online-Dienstleistungen
63%
Anteil der Befragten, die finden, dass digitale Interaktionen einen leichteren Zugang zu öffentlichen/staatlichen Dienstleistungen ermöglichen werden
51%
Anteil der Befragten, die glauben, dass die Möglichkeit der digitalen Interaktion mit öffentlichen/ staatlichen Dienstleistungen sie ermutigen würde, diese aktiver zu nutzen
Quelle: Accenture (2012)

Die Verwaltungen der sozialen Sicherheit suchen nach neuen Wegen, wie sie ihre Dienstleistungsqualität verbessern können